Donnerstag, 23. Mai 2019

Nadelbrief: Transparenz

Zum Thema Transparenz bei der Großen Nadelbriefaktion habe ich wieder meine gesammelten Teebeutel zur Hand genommen. Das sind natürlich benutzte Beutel und Filter. Nachdem  ich einmal im Netz gesehen hatte (Suchwort: tea bag art), was man alles damit machen kann, habe ich angefangen zu sammeln, zu trocknen und zu bügeln. Letzten Herbst habe ich einige Teebeutel "verarbeitet": hier und hier kann man sich die Ergebnisse anschauen; auch da war Transparenz wichtig für die optische Wirkung.


Bei der Gestaltung des Nadelbriefs habe ich mich von dem treiben und inspirieren lassen, was ich in meiner kleinen Sammlung von Papieren vor mir liegen hatte. Da war u.a. ein getrocknetes Gingkoblatt dabei und da eins der Teepapiere an einer Stelle eingerissen war, habe ich das Gingkblatt durch den Schlitz schauen lassen.




Die zarten Teefilterpapiere habe ich mit Vliesofix auf ein weißes Leinen geklebt. Die Papierschicht ist so dünn, dass der Stoff an vielen Partien durchscheint. Das hatte mir schon bei den Arbeiten gefallen, die ich oben verlinkt habe. Hier passt es wieder genau ins Thema. Auf der Vorderseite hat nur der Tee seine Spuren hinterlassen; auf den Papieren der Rückseite hat noch eine nachträgliche Rostfärbung mitgeholfen.

Innen:




Das Innenleben besteht aus einem gefalteten Stück Leinen, auf dessen vier Seiten wieder gefärbte Teebeutel aufgeklebt sind. Von oben nach unten: 1. Eine Collage aus Teebeutelstücken verschiedener Tees, deshalb die unterschiedlichen Färbungen; 2. Links ein Eco Print und rechts eine Rostfärbung; 3. Eine Rostfärbung mit Eisenpulver auf einem gefalteten Teefilter.

Also, genau genommen ist das ja eher ein Bilder- als ein Nadelbuch. Die Papiere sind viel zu zart, um Nadeln hindurch zu stechen. Schon beim Annähen der Bändchen (ebenfalls Teebeutel) habe ich das bemerkt ...

Bei diesen Arbeiten lohnt es sich, einen näheren Blick darauf zu werfen, um die Feinheiten und interessanten Farbergebnisse zu betrachten. Wer sich durchklicken möchte - bitteschön und möglichst vergrößert:





Ab morgen sammele ich auch wieder Teebeutel!

Und nun noch die Verlinkung zu Susannes Nadelbriefaktion. Dort gibt es auch eine Liste der Themen, die noch auf uns zukommen.

Donnerstag, 16. Mai 2019

Zwei UFOs werden zu Urlaubsgarderobe

UFOs sind in der Nähwelt "unfinished objects". Bei mir lagerten seit einiger Zeit zwei unfertige Blusen. Bei der einen war ich mir lange unschlüssig, aus welchem Garniturstoff ich die Ausschnittblende und den schmalen Stehkragen nähen sollte. Bei der anderen war wohl der Sommer vorbei, bevor ich die Bluse beenden konnte - das motiviert nicht gerade zur Fertigstellung.

Nun hatte ich die beiden UFOs rechtzeitig vor Beginn der Reise über Ostern aus dem Schrank geholt. Eine dünnere Bluse mit langen und eine mit kurzen Ärmeln kam mir da gerade zupass. Bei der Kurzarmbluse gab es keine Probleme und da nicht mehr viel fehlte, war sie schnell fertiggestellt.



Es ist ein Schnitt ohne Brustabnäher und der Kragen wird einfach zwischengefasst - also insgesamt recht einfach und schnell zunähen (burdastyle 04-2012-116). Der Schnitt wird wohl bei mir eine Zukunft haben. Für dieses Modell habe ich die Vorderteile einmal längs und einmal quer zugeschnitten für ein wenig optische Raffinesse. Der Stoff ist eine Viskose von ordentlicher Qualität.

Bei der zweiten Bluse war mein erster Gedanke beim Betrachten nach zeitlichem Abstand: Warum habe ich eigentlich diesen großflächig gemusterten Stoff gekauft? Er wollte mir nicht mehr so recht gefallen; aber nun war die Bluse schon halb fertig und sollte auch beendet werden. Ursprünglich wollte ich auch Blende und Stehkragen aus einem einfarbigen Stoff nähen. Ich habe jedoch keinen passenden gefunden und mich schließlich entschlossen, den Blusenstoff - ein Baumwollbatist - zu verwenden.
Hier die Schnittskizze, damit man sich vorstellen kann, wovon ich rede:



Es handelt sich um burdastyle 04-2016-107. Am Schnitt habe ich nur die Ärmel verändert und aus der leichten Trompetenform klassische schmale Ärmel gemacht. Das ist in meinem Alltag einfach praktischer.





Die Blende setzt sich aus zwei Teilen zusammen, die in der Mitte zusammengenäht werden. Da das Nahtende beim An-und Ausziehen beansprucht wird, ist es ratsam, dieses Nahtende sorgfältig zu sichern, evtl. auch ein Stückchen Vlieseline an dieser Stelle von links aufbügeln, vor allem bei zarten Stoffen. An meiner Bluse ist die Naht schon ein wenig aufgegangen; das werde ich nachnähen müssen.

Karin sammelt Sommergarderobe unter der Überschrift "Jahreszeiten-Sew-Along"; meine beiden Blusen werde ich bei ihr verlinken.

Dienstag, 14. Mai 2019

Oh, Schreck, ein Fleck!

Ärgerlich: Auf einem selbstgenähten Shirt aus einem Viskose-Feinstrick ist ein Flecken, der auch bei sorgfältigster Wäsche nicht rausging. Was tun? Zum Putz- oder Gartenarbeit-Outfit degradieren? Kleidersammlung? Nein - wir Handarbeiterinnen lassen uns etwas einfallen. Meine Idee war ein aufgenähter Patch. Etwas Florales sollte es sein und nach ein paar Experimenten, die wegen Nichtgefallen wieder verworfen wurden, habe ich mich schließlich für eine Blüte entschieden, die ich aus einem Stoffrest (locker gewebtes Leinen) ausgeschnitten habe. Die Schnittkanten habe ich roh gelassen und mit geteiltem Sticktwist genäht:


Und im Ganzen sieht das so aus:


Und angezogen so:


Bei der Pflege werde ich aufpassen; Handwäsche ist angesagt um schonend zu reinigen, aber wie das nach dem Waschen aussehen wird, ist ungewiss - ich lasse mich überraschen.

Übrigens: Man kann das auf dem letzten Foto zwar kaum erkennen, aber ich trage einer meiner Ketten aus pflanzengefärbten Holzperlen (hier habe ich im Februar darüber geschrieben). Was da inzwischen entstanden ist, werde ich an einem der nächsten Tage hier zeigen.

Sonntag, 5. Mai 2019

Nadelbrief: Japan

Japan ist reich an Kunsthandwerk. Etliches dürfte ich gar nicht kennen und wenn ich versuchen würde, die mir bekannten Bereiche aufzuzählen, würde ich unweigerlich einiges vergessen. Für mich ist von Bedeutung: Textilkunst, Färben, Keramik. Hier habe ich mich schon selbst versucht: Sashiko (z.B. mein Nadelbrief), Shibori, Furoshiki, Rakukeramik.

Susannes große Nadelbrief-Aktion hat in der 18.Kalenderwoche Japan zum Thema. Ein schöner Anlass, Boro auszuprobieren. Boro hat etwas von Patchwork und von Sashiko. Dabei werden Stoffstücke aneinander und übereinander gelegt, neu und meist kunstvoll arrangiert und mit Stickstichen festgenäht. Ursprünglich durch die Schichtung für einen wärmenden Effekt angewendet und um defekte Textilen zu flicken und erhaltenswerte Stücke zu retten und in der Familie weiterzugeben. Für uns stehen der ästhetische Aspekt, das kunstvolle Arrangement der Stoffstücke und die geschickte Platzierung der Stickstiche im Vordergrund.



Für meine Boro-Arbeit konnte ich die kleinsten Stoffstücke hervorholen: Stoffmuster, die ich mir einmal bei Onlinehändlern als Griffprobe bestellt und aufgehoben hatte. Im Laufe der Zeit ist einiges zusammen gekommen und wie gut, dass die textile Kunsthandwerkerin so schnell nichts wegwirft!

Für ein Nadelbriefchen mit dem fertigen Maß 10x10cm hatte ich schnell passende Stoffstücke in Schwarz- und Grautönen zusammen. Ich habe sie auf einem dünnen Baumwollstoff arrangiert, mit Stecknadeln fixiert und mit der Nähmaschine (größte Stichlänge, breiter Abstand) festgenäht.





Für meine nun folgenden Handstiche habe ich Sticktwist verwendet. Im Gegensatz zu Sashiko kommt es hier nicht auf Akkuratesse an; die Stiche müssen nicht gleichmäßig sein, sondern man kann sie den Gegebenheiten anpassen.



Nach der Fertigstellung habe ich teilweise die Maschinennaht wieder gelöst, aber nur da, wo sie unschön sichtbar war.

Für die Innenseite habe ich einen Rest anthrazitfarbenes Leinen mit feinem hellen Nadelstreifen verwendet. Der Verschluss ist wieder ein Bändchen; diesmal eine rote Lederkordel, die den roten Farbtupfer eines Stoffstückchens wieder aufnimmt.





Dieses Boro-Nadeletui bietet Platz für die kleinen Sicherheitsnadeln, die bisher in einem großen Sammelsurium von größeren Nadeln ziemlich untergegangen sind. Wer weiß, wofür ich sie einmal gebrauchen kann - nichts wegwerfen: s.o.

Mein Nadelbrief sieht ein wenig schief aus, was daher kommt, dass der Stoff durch die verschiedenen Lagen der Stoffstückchen an unterschiedlichen Stellen auch unterschiedlich dick ist. Dann legt sich die Nahtzugabe nicht gleichmäßig um. Das will ich mir merken für den Fall, dass ich diese Technik einmal bei einem Projekt anwende, wo es stärker auf Akkuratesse ankommt. Denn: bei der Boro-Recherche habe ich etliche ausgefallene und kunstvolle Arbeiten entdeckt, die mich angeregt haben, ein Kleidungsstück in dieser Technik zu nähen - eine reizvolle Idee, vielleicht eine Weste? Oder zunächst einmal eine Tasche?

Verlinkt bei: nahtlust.de - Susannes große Nadelbriefaktion 2019

Mittwoch, 1. Mai 2019

Nadelbrief: Sehnsucht

Da ich mit meinem Nadelbrief zum Thema Sehnsucht ziemlich spät dran bin, konnte ich in Susannes Nadelbrief-Sammlung bereits alle zuvor entstandenen Exemplare ansehen und komme zu dem Schluss, dass ich das Thema ganz anders angegangen bin. Meine Mitstreiterinnen haben Ihre persönlichen Sehnsüchte abgebildet, meine Gedanken gingen jedoch so: Sehnsucht - Symbol für Sehnsucht - blaue Blume der Romantik.

Also sollte eine blaue Blume die Vorderseite meines Nadelbriefs zieren. Schließlich fand ich den Gedanken, ein wenig in die Dreidimensionalität zu gehen ganz attraktiv und ich habe Blüten aus Seidenstoffen gearbeitet; drei Stück sind es geworden und durchaus unterschiedlich:



Zunächst hatte ich auch vor, sie alle auf dem Nadelbrief unterzubringen, habe mich aber dann doch für eine einzelne entschieden, was auch das Nadelbriefchen klein (10x10cm) gehalten hat.



Für die Blüte habe ich einen ca. 4cm breiten Streifen Seidenstoff längs zur Hälfte gelegt und die offenen Kanten mit einem großen Stich zusammen genäht. Wenn man dann am Nähfaden zieht, kann man den Streifen einkräuseln, wobei er sich fast von selbst in eine runde Form legt. Ein wenig zupfen und formen und die Blüte kann von der Rückseite mit ein paar Stichen zusammen genäht werden. Für die "Staubgefäße" habe ich kleine weiße Perlen aufgenäht. Das hat auch noch zusätzlich das Gebilde fixiert.

Für einen schönen Kontrast habe ich für die Vorderseite des Nadelbriefchens ein rein weißes Feinleinen verwendet, für die Innenseite und die "Einlageseite" dunkelblauen Babycord aus meiner Restekiste.



Die Rückseite ist ohne Dekoration; die Innenseite:



Beim Zusammennähen vergesse ich jedesmal, die Bindebändchen mit einzufügen und muss anschließend trennen und nochmals drübernähen ... vielleicht denke ich beim nächsten Nadelbrief dran.

Apropos: Kennt ihr folgenden Trick? Wenn man, wie beim Nadelbrief, verstürzen muss, ist es hilfreich, an der Wendeöffnung quer zur Naht bis ans Ende der Nahtzugaben zu nähen. Dann legt sich die NZG nach dem Wenden wie von selbst in die richtige Position nach innen.


Ein Blick auf die Themenliste der Nadelbriefe sagt mir, dass im Moment drei Länder dran sind (ach, es fehlt mir dabei Griechenland ... aber ich hätte es ja zur rechten Zeit vorschlagen können ...), aber zu Japan fällt mir bestimmt auch etwas ein.

Verlinkt bei: Nahtlust.de - Susannes große Nadelbrief-Aktion 2019