Da ich weiter Erfahrungen beim Färben von Wolle sammeln wollte, habe ich mir ein ganzes Kilo Lacewolle in 100g-Strängen gekauft und in drei Sessions sechs Stränge gefärbt:
Von links nach rechts:
- braune Zwiebelschalen - erster (mit 15% Alaun heiß gebeizt) und zweiter Zug (ungebeizt)
- Schilfblüten - erster und zweiter Zug (beide mit 15% Alaun heiß gebeizt)
- schwarzer Tee - erster und zweiter Zug (beide ungebeizt)
Zuerst war der schwarze Tee an der Reihe; ich habe 125g auf 100g Wolle verwendet, zunächst 60 Min. ausgekocht und dann nacheinander zwei Stränge je 45 Min. knapp unter dem Siedepunkt gefärbt.
Besonders begeistert hat mich das Färben mit den Schilfblüten. An einem Gewässer in meinem Wohnort habe ich reichlich pflücken können. Für 100g Wolle habe ich 450g frische, grob zerkleinerte Schilfblüten zunächst in kaltem Wasser mehrere Stunden eingeweicht. Bis dahin hatte das Pflanzenmaterial noch keinerlei Farbe ins Wasser abgegeben aber gleich nach dem Erhitzen hat sich die Flotte kräftig grün gefärbt. Das Pflanzenmaterial wurde 60 Min. ausgekocht und ist noch eine weitere Stunde in der Flotte verblieben, bevor ich abgeseiht habe. Dann habe ich die Wolle in die Flotte eingelegt, sie langsam erhitzt und 60 Min. kurz unter dem Siedepunkt gefärbt. Die Wolle ist über Nacht in der Flotte ausgekühlt. Das Ergebnis hat mich sehr beeindruckt: ein wunderschönes, leuchtendes Grün. Der zweite Zug ist zwei, drei Nuancen heller und harmoniert natürlich perfekt.
Nummer drei: die Zwiebelschalen. Ich habe die über Monate selbst gesammelten braunen Zwiebelschalen (1:1 zum Wollgewicht) zunächst über Nacht eingeweicht, dann eine Stunde ausgekocht, schließlich abgeseiht. Erster und zweiter Zug wurden nacheinander je 60 Min. gefärbt. Das Ergebnis vom ersten Zug hat mich verblüfft: ein schönes Terrakotta. Das Gelb, das ich eigentlich erwartet hatte, erschien auf dem zweiten Zug. Inzwischen sammele ich weiter Zwiebelschalen und meine Umgebung hilft mir dabei.
Hier noch einmal die drei Strangpaare einzeln im Foto:
Der Plan für meine restlichen vier Stränge: grüne Walnussschalen, Rot- und Blauholz.
Für mich wird das Pflanzenfärben dann zu einem Kompletterlebnis, wenn ich mein Pflanzenmaterial selbst gesammelt habe. Für die Zwiebelschalen liegt inzwischen immer ein Säckchen in der Küche bereit. Bei den Schilfblüten hat mir das Sammeln besonders Spass gemacht. Ich bin mehrfach von Spaziergängern angesprochen und gefragt worden, was ich damit vorhabe.
Eines kann ich schon an dieser Stelle verraten: Ich habe Schilfblüten auch erfolgreich für Eco Prints verwendet! Aber darüber ein andermal.
Und was mache ich mit der selbst gefärbten Wolle? Ich werde Lacetücher und -schals ... häkeln. Ja, häkeln, das geht; auch wenn die gestrickten Tücher und Schals wahrscheinlich schöner sind, aber ich fürchte mich zu sehr vor den Lochmustern, bei denen eine fallengelassene Masche ein echtes Problem sein dürfte. Aber zuvor muss ich Knäuel wickeln, was ohne Hilfsmittel (oder eine zweite Person) schon eher mühsam ist. Aber hier hat auch wieder das Web geholfen. Wie habe ich das bloß früher gemacht ...?
Da danach gefragt wurde: Mein Färbewissen habe ich aus dem Netz - ein paar Links findet man rechts in der Sidebar - und aus den folgenden Büchern:
- Jackie Crook, Natürlich färben
- Dorothea Fischer, Naturfarben auf Wolle und Seide
- India Flint, Eco Colour
- B. Scheidmeir, F. Jeromin, Naturdruck mit Pflanzenfarben auf Stoff.