Donnerstag, 26. Juli 2018

Drucken mit indischen Holzstempeln

Kürzlich im Urlaub habe ich einen schönen indischen Holzstempel gekauft. Nein, ich war nicht in Indien; diese Artikel findet man ja häufig in Läden mit einem gemischten Sortiment aus dieser Region. Einige Stempel hatte ich bereits; ich habe sie jedoch nur zum Prägen von Ton verwendet und das noch nicht einmal besonders erfolgreich.

Jetzt wollte ich mit Farbe auf Stoff drucken. Eine Anleitung für den Anfang hatte ich einmal auf der Jeromin-Seite gefunden und ausgedruckt. Jetzt finde ich den Eintrag im Netz nicht mehr, wahrscheinlich ist er auf dem inzwischen eingestellten, alten Blog. Die gut aufgerührte Farbe (Siebdruckfarbe, die ich zuhause hatte) habe ich in kleineren Mengen auf einen Schaumstoffschwamm gebracht und die Farbe dort durch Auftupfen des Stempels aufgenommen. Es empfiehlt sich, zunächst ein paar Drucke auf Papier zu machen, um herauszufinden, wieviel Farbe man für einen gleichmäßigen Druck braucht. Auch muss der Stempel sich zunächst mit etwas Farbe vollsaugen. Die Unterlage sollte etwas, aber nicht zu weich sein. Ich hatte zwei Lagen alte (aber nicht allzu plattgewaschene) Biberbettwäsche unter dem Drucktuch. Die Stoffe haben am besten eine glatte Oberfläche und sind gebügelt. Will man den gestempelten Stoff später waschen können, ist eine Vorwäscht ratsam, um eine eventuelle Appretur zu entfernen.

Nach den ersten Tests war ich schnell entschlossen, für ein echtes kleines Projekt zu stempeln.




Von diesen Stoffbeuteln kann ich sowieso nie genug haben, denn ich benutze sie sehr oft. Eine kleine Markierung für das gleichmäßige Aufsetzen des Stempels war hilfreich; statt anzuzeichnen habe ich Knicke eingebügelt.



Ich hatte Feuer gefangen! Da ich testen wollte, wie sich Seide stempeln lässt, lief es schließlich auf dieses Täschchen hinaus:



Hier beide Seiten des Täschchens. Welche Anordnung ist schöner?
Für Muster und Anleitung habe ich in meinen Ordner gegriffen, denn dieses Täschchen hatte ich bereits ein paarmal genäht: hier nachzulesen, auch mit Link zur Anleitung.

Dann aber etwas "Richtiges"! Im Restekarton für Patchworkstoffe hatte ich noch einige Stücke Marble-Stoffe, die ich für mehrere Wandquilts verwendet hatte, hier einer davon. Gut, dann erst einmal Quadrate schneiden: 15x15cm sind sie groß; das fand ich einfach, weil das Patchworklineal dieses Maß vorgibt. Das Bestempeln war schon ein wenig wie Fließbandarbeit, hat aber Spaß gemacht.




Da ich einen Quilt in klassischer Deckengröße plane, musste ich noch etwas Stoff dazu kaufen. Glücklicherweise hatte meine Patchworkstoff-Dealerin im Nachbarort noch einen Restbestand dieser eigentlich ausgelaufenen Stoffserie, so dass ich jetzt ausreichend Material habe.



Dann sind noch ein paar bestempelte Briefumschläge entstanden ...



......und ein Testlauf eines ganz besonderen Stempels:


Oben auf Stoff, unten auf Papier. Ein sehr filigranes Muster; ich überlege noch, wo und wie ich den Stempel einsetzen werde.

Oh, das hat Spaß gemacht! Gerne würde ich Stoff für ein Kleidungsstück bedrucken; vielleicht sollte ich mit einem sommerlichen Top beginnen?

Dienstag, 17. Juli 2018

Der Frühjahrsmantel - Schnittbesprechung

Im April habe ich hier auf dem Blog einen neuen Mantel gezeigt, der rechtzeitig zum Frühjahr fertig geworden war, deshalb der Name "Frühjahrsmantel". Auch wenn das jetzt während des warm-heißen Sommerwetters etwas deplatziert wirken mag, die Schnittbesprechung möchte ich, wie im April versprochen, nachreichen.

Der Schnitt ist aus burdastyle 03-2009, Modell 115. Nebenbei: die bereits zweimal genähte Trench-Jacke (hier und hier) ist aus dem gleichen Heft.



Bei der Länge habe ich 5 cm zugegeben. Den Kragen habe ich einfach zwischengefasst. Ich gebe zu: Das mache ich manchmal, wenn Schnitt und Stoff das zulassen. Hier klappte das problemlos. Sieht es irgendwie schlechter aus als die klassische Verarbeitung? Am rückwärtigen Schlitz habe ich mehr Aufwand getrieben und Briefecken genäht; das sieht einfach schöner aus (auch wenn man es von außen ja gar nicht sieht). Der Mantel ist im Gegensatz zum Burdamodell komplett gefüttert. Und da habe ich ebenfalls aufwändiger gearbeitet. Die Verbindungsnaht zum Besatz schmückt eine Paspel. Obwohl ich es schon oft bei anderen gesehen und bewundert habe, ist dies meine erste Futter-Paspel. Dafür habe ich einen Stoffrest von einem Leinenkleid (hier auf dem vorletzten Foto zu sehen) verwendet.



Die Taschen: Die Klappen habe ich komplett verstürzt und dann aufgenäht; das sieht sauberer aus. Die Taschenbeutel haben eine Kellerfalte, die sich beim Gebrauch der Tasche nach außen beult, was mir weniger gefällt. Wenn ich den Mantel noch einmal nähe, werde ich die Taschenbeutel füttern.



Der Mantel ist, wie ich bereits im April geschrieben habe, relativ leicht zu nähen; die Passform ist gut (nicht zu eng, nicht zu weit) und garantiert einen schönen Mantel für jeden Tag. Mein Stoff war ein echtes Schnäppchen, jedoch mit mehr Elasthan als mir lieb war und ursprünglich wollte ich ihn nur für ein Probemodell verwenden, aber da ich mit dem Ergebnis recht zufrieden bin, ist es halt jetzt ein tragbarer Mantel. Der Elasthananteil ist übrigens dafür verantwortlich, dass die vorderen Kanten sich wellen, obwohl ich hier sorgsam mit nicht dehnbarer Vlieseline gearbeitet habe. Ich bemühe mich, das zu ignorieren.

Zwischenzeitlich halte ich die Augen offen nach einem weiteren geeigneten Stoff für eine zweite Realisierung; dann darf das auch gern ein Herbstmantel werden.

Zu guter Letzt möchte ich noch ein Foto nachreichen, das mich im Mantel vor der Jil Sander-Ausstellung in Frankfurt zeigt. Ich hatte es tatsächlich noch kurz vor Toresschluss geschafft hinzufahren:


Der Roller im Vordergrund ist Zufall (aber nicht undekorativ) aber mein Kleid unter dem Mantel nicht; es ist das tragbare Probemodell meines Jil Sander-Kleids, das im Rahmen eines Sew Alongs entstanden ist. Beim letzten Post des Sew Alongs habe ich jetzt noch nachträglich ein Foto vom Kleid eingestellt und wer sich für den ganzen Sew Along interessiert, findet dort die Links dazu.

Ich verlinke diesen Beitrag mit fraufreutsich, eine relativ neue Linkparty, bei der man immer in der Monatsmitte vom 15. bis 20. selbstgenähte Kleidung für die Frau einstellen kann. Werbefrei, wie auch der MMM. Ich freue mich, dass es diese Möglichkeit gibt und bin gespannt, wie sie sich etabliert. Informationen zur Initiatorin findet man dort.

Mittwoch, 4. Juli 2018

Me Made Mittwoch: "langweiliger" Jersey-Cardigan

Dem Jersey-Cardigan, den ich beim heutigen Me Made Mittwoch zeigen möchte, verpasse ich mal das Adjektiv "langweilig". Für sich genommen ist dieses cremeweiße, schnörkellose Jäckchen wirklich ein Kleidungsstück, über das man leicht hinwegsehen kann. Aber ich hatte einen guten Grund, es genau so zu nähen. Es soll nämlich zu einem ärmellosen Kleid passen, das ich damit auch für kühlere Abendstunden tragbar machen möchte.

    



Nein, nein - dies ist nicht das Kleid, das ich meine, obwohl es netterweise ebenfalls farblich passt. Das neue Kleid ist noch nicht verbloggt; das hole ich nach, mit aussagekräftigen Tragefotos.

Aber zurück zum Cardigan. Der Schnitt ist aus burdastyle 04-2010-Mod. 117. Auch wenn es sich um einen acht Jahre alten Schnitt handelt, bespreche ich ihn hier ausführlich, da ich weiß, dass nicht wenige meiner Hobbykolleginnen ältere Burdahefte zuhause haben.

Ich habe den Schnitt in Gr. 40 mit einem vorhandenen, gut passenden verglichen und festgestellt, dass ich ihn fast genau so übernehmen kann. Die Länge habe ich um 1,5cm reduziert (mehr wäre besser gewesen, aber das sieht man erst in Kombination mit dem Kleid), an den Seitennähten die sehr leichte Taillierung etwas verstärkt und die hohe Armkugel um 1,5 cm abgeflacht.

Mein Jersey ist aus Baumwolle mit 5% Elasthan, stabil und griffig, genau so, wie es für diesen Cardigan günstig ist. Die Blende ist aus einem dünnen Leinen, die ich wie in der Anleitung vorgesehen, schräg zugeschnitten und dann in Form gebügelt habe. Da mein Stoffrest knapp war, habe ich statt der rückwärtigen Mittelnaht zwei Nähte an der Schulter - sieht aus, als müsste es so sein. Bei der Blendenbreite habe ich zugegeben, denn 1,6 cm war mir wirklich zu schmal. Den Blendenstreifen habe ich entgegen der Anleitung zunächst ohne Vlieseline in Form gebügelt, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass das mit Verstärkung möglich sein würde. Dann habe ich die Vlieseline in zwei Arbeitsgängen in den Besatz gebügelt. Das war ein wenig aufwändig, aber das Ergebnis war gut. Den angenähten Besatz habe ich zusätzlich mit der Zwillingsnadel abgesteppt; ich mag es, wenn die Blende an Ort und Stelle bleibt.


Abgesteppt oder nicht, auf jeden Fall finde ich diese Variante einer Jackenblende sehr gelungen, weil wegen des Webstoffs der Ansatz flach bleibt; man muss keine dicken Stofflagen übernähen.
Die Knöpfe der Jacke habe ich in meinem Vorrat gehabt; sie sind aus Perlmutt.
Mit den Änderungen und meinem Glücksgriff beim Stoff habe ich einen kombinationsfreudigen Cardigan, der auch noch zu mehreren meiner Kleider passt. Eine Auswahl:



Weitere Modelle mit kleinen Veränderungen (etwas länger, weniger Taillierung) wären bei mir auch ein schöner Begleiter zu Hosen. Da habe ich im Hinblick auf die kühleren Jahreszeiten, die da unweigerlich wieder kommen werden, durchaus Bedarf.

Der heutige MMM kam mir sehr zupass, denn er ist eine Motivation, mal wieder zu bloggen; da hat sich in letzter Zeit eine Unlust bei mir breit gemacht. Was nicht daran liegt, dass ich jetzt auch bei Instagram aktiv bin (siebensachen7). Ich denke, ich werde diese Platform hauptsächlich nutzen, um auf Blogbeiträge neugierig zu machen bzw. kleinere, weniger inhaltsschwere Beiträge abzusetzen, für die sich ein Blogpost nicht "lohnen" würde. Im Moment sind da meine sommerlichen Solarfärbungen zu sehen, die ich zusammengefasst etwas später auch hier präsentieren werde.

Gerade erst entdecke ich, dass der MMM heute unter dem Motto "Ich packe meinen Koffer ..." steht, was uns auffordert, unsere Urlaubskleidung zu zeigen. Auf diesen Zug kann ich noch schnell aufspringen, denn sowohl Jacke als auch wenigstens eines der obigen Kleider werden ins Gepäck wandern, wenn wir in ein paar Tagen in den Urlaub aufbrechen.

Ich wünsche eine gute Sommerzeit, wo immer ihr sie verbringen werdet.