Sonntag, 31. Januar 2021

Stoffspielereien im Januar 2021: Smocking

Beim Thema Smocking habe ich erst einmal zum Buch The Art of Manipulation Fabric gegriffen, wusste ich doch, dass das Gebiet dort ausführlich behandelt wird. Auf der Suche nach einem Projekt für eine konkrete Anwendung habe ich wieder das Internet bemüht und bin bald auf eine Künstlerin gestoßen, die textilen Schmuck macht. Ihre Objekte sehen wirklich toll aus (Näheres weiter unten) und da ich textilen Schmuck sowieso mag - war hier Thema vor genau einem Jahr - war die Entscheidung gefallen.

Als ich nach Anleitungen für diese textilen Schmuckstücke gesucht habe, fiel mir auf, dass praktisch nichts zu finden war. Da ich vermute, dass die Künstlerin versucht zu verhindern, dass detaillierte Anleitungen im Umlauf sind, weil sie schließlich ihre Werke verkaufen will, werde ich das respektieren und hier nur grob meine Arbeitsweise erklären.

Ich habe auf kleinstem Raum gearbeitet und genau genommen wieder eine Miniatur geschaffen - auch das war hier schon einmal Thema.


Für diesen Kettenanhänger wird ein Stoffstreifen akkordeonartig zusammengefaltet um dann die Fältchen in der Art des Smockings zusammenzunähen. Eine Übersicht mit gängigen Smocking-Stichen habe ich auf einer englischen Seite gefunden; aber es gibt natürlich mehr. In der unteren Stickreihe habe ich Rocaille-Perlen mit eingenäht.

Zunächst konnte ich mir nicht vorstellen, dass man ein solches Gebilde ohne eine Stabilisierung hinbekommen kann; ich dachte dabei an unsichtbar angebrachte Drähte z.B. Aber es geht ohne. Durch die dichte Bündelung am oberen Rand bekommt das Ganze schon mal gründlich Halt und jede gestickte Reihe bringt noch ein wenig mehr Stabilität.

Mein Stoff ist eine dünne Seide. Für meinen ersten Versuch habe ich ein sehr leichtes Leinen genommen um dann festzustellen, dass das noch zu dick war, um das Gebilde so zu formen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Das nachfolgende Foto lässt das zwar nicht unbedingt erkennen, aber es zeigt, wo ich den Versuch  abgebrochen habe.

Man kann allerdings erkennen, wie man die Stickstiche anlegen kann, um bestimmte Effekte zu erzielen.

Die" Erfinderin" dieser Arbeiten, Eva aus Birmingham, UK, verwendet für ihre Kunstwerke Seide, die sie vor der Verarbeitung selbst pflanzenfärbt. Man muss auf ihrer Webseite evtl. ein wenig scrollen, bis man die ersten Werke sehen kann; sehenswert sind sie allemal. Inzwischen hat sie Anfertigung und Verkauf eingestellt und sich beruflich anders orientiert. Diese Information habe ich gerade erst entdeckt. Also könnte man doch bei ihr anfragen, ob sie ihre Arbeitsweise nicht vielleicht offen legen will...

Mein Anhänger ist 9cm breit und 5cm hoch. Auf dem Foto oben kann man die beiden kleinen Ösen erkennen, die ich angenäht habe, um ein Kettchen hindurchzuziehen.


Das ist nur provisorisch; eine schön passende Kette hatte ich nicht zur Hand.

Wenn man genau hinschaut, kann man auch erkennen, dass ich in der unteren Reihe einen Fehler gestickt habe ... 

Eigentlich hätte ich Lust, das noch zu vertiefen und mehr auszuprobieren - mal sehen, ob und wann das klappt. Spaß gemacht hat es auf jeden Fall; danke an Martina - sie sammelt heute die Arbeiten der Stoffspielerinnen - für das Thema.


Und was sind eigentlich die Stoffspielereien?

Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.
Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.
Bist du nächstes Mal auch dabei?
Die nächsten Termine bis zur Sommerpause:
28.02.2021: „Stoffschichten“ bei Stoffnotizen
28.03.2021: „Pop Art“ bei bimbambuki
25.04.2021: „Fransen“ bei made with Blümchen
30.05.2021: „Exotisch“ bei Petersilie & Co
27.06.2021: „Nähfüße“ bei Nähzimmerplaudereien

Dienstag, 26. Januar 2021

(Fast) ohne Worte

 Pflanzengefärbte Sockenwolle (Indigo, braune und rote Zwiebelschalen, Catechu und Sandelholz) ...

... aufgeribbelt ...

... gewaschen ...

... aufgewickelt ...

und bereit, wieder verarbeitet zu werden.

Freitag, 22. Januar 2021

Weben mit zwei Gatterkämmen

Jetzt mal Butter bei die Fische!

Als die australische Web-Lehrerin Kelly Casanova einen Online-Weave-Along angeboten hat, habe ich mich angemeldet. Es ging darum, mit zwei Gatterkämmen zu weben; zwei Küchenhandtücher sollten dabei entstehen.

Jetzt mag man denken: Pah, soviel Aufwand für Küchenhandtücher, die man doch auch preiswert kaufen kann. Aber man muss keine Weberin sein, um zu wissen, wie schön, angenehm und befriedigend es für eine Selbermacherin ist, auch banale Dinge selbst zu machen und sich im Alltag damit zu umgeben.

Ein kleiner Blick auf das Ende:

Und so ging es los:

Zwei Gatterkämme (mit denen man die Kettfäden hochhebt oder absenkt) mussten nach einem bestimmen und nicht ganz einfachen Schema eingefädelt werden. Nun mache ich ja schon so viele Jahre Handarbeiten, die zum Teil aufwändig, schwierig oder kleinteilig sind, da habe ich mir Geduld angewöhnt. Und die war hier auch nötig. Wie beim Stricken gibt es bei diesem Webmuster einen Rapport und nach jedem habe ich geprüft, ob alles richtig ist. Ich hatte Glück und habe Fehler sofort gefunden und behoben.

Ich musste schon ein paar Zentimeter weben, bis ich das Muster erkennen konnte. Es heißt Diamond Stripes.

Das Diamant-Muster ist ja ein ganz bekanntes bei den Webstuhl-Webern. Dies hier ist eine Abwandlung davon, die noch einen Streifen-Effekt durch die unterschiedlich Hervorhebung der Kett- Und Schussfäden produziert. Um diesen Effekt gut sichtbar werden zu lassen, war es ratsam, kontrastierende Farben für Kette und Schuss zu verwenden; bei mir naturweiß und blau.

Auch das Webmuster hat einen Rapport von 10 Reihen. Ich habe mir einen Spickzettel gemacht; nach einer Weile weiß man das zwar auswendig (auch hier wieder die Parallele zum Stricken), aber ich musste letztlich immer wissen, wo ich in der Abfolge war. Ich bin als Weberin noch nicht soweit, dass ich das im Muster erkennen kann. Vielleicht komme ich mal dahin.

Ich habe oben von zwei Tüchern gesprochen. Nachdem eines beendet war, habe ich das Garn gewechselt. Und genauso wie sich das anhört, macht man es auch. Man kann übergangslos mit dem anderen Garn weitermachen oder ein paar Hilfsfäden oder einen Papierstreifen einlegen.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit meinen Tüchern, auch wenn ich bei einem einen Fehler gewebt habe; hier zu sehen:

Da bin ich aus dem Rapport 'rausgeflogen und habe ein paar Reihen doppelt gewebt, was mir erst später aufgefallen ist. Das gibt mir sogar eine Idee, wie ich vielleicht das Muster abwandeln könnte.

Apropos Muster: Das Muster ist so angelegt, dass es zwei unterschiedliche Seiten hat, die auch beide sehr schön ausfallen.

Das fertige Gewebe wird immer in Wasser gelegt und gewaschen. Die kleinen Zwischenräume zwischen den Fäden schließen sich, kleine Unregelmäßigkeiten können sogar verschwinden.

Mein verwendetes Material ist eine Bio-Baumwolle und nicht mercerisiert - das nimmt Feuchtigkeit besser auf. Die fertigen Tücher sind schön weich und beim Säumen habe ich mir überlegt, ob ich solch ein Tuch nicht sogar wie ein Frottee-Handtuch verwenden möchte.

Da ich eine etwas längere Kette geschärt (Weberjargon) hatte, habe ich auf dem letzten Stück einige andere Garne mit dem selben Muster gewebt. Das zeige ich jetzt 'mal alles, auch wenn es vielleicht nur die Weber interessiert. Es dient mir auch zur Gedächtnisstütze für zukünftige Projekte, denn ich halte das Muster auch geeignet für Schals und Kissenhüllen, um nur zwei Möglichkeiten zu nennen. Es sind immer beide Seiten des Gewebes zu sehen mit einer Probe des verwendeten Garns, darunter meine Beurteilung. 

1. stark gedrehtes Baumwollgarn, selbst gefärbt mit Säurefarben


gefällt mir; das Muster kommt auf beiden Seiten gut 'raus; die Stärke passt für eine einfädige Verwendung

2. Bobbel-Garn aus reiner Baumwolle, dreifädig


zu dünn und ungeeignet

3. Sockenwolle


zu dünn

4. zwei Fäden Lace-Garn aus reiner Wolle, selbst pflanzengefärbt


gar nicht schlecht; auch der melierte Effekt gefällt mir; zwei Fäden sind von der Stärke gerade noch ausreichend

5. Garn aus Recycling-Baumwolle


gefällt mir gut; Muster kommt gut 'raus

6. meliertes, ungleichmäßig dickes Baumwollgarn


gefällt mir; auch unregelmäßig gesponnenes Garn funktioniert

7. dickere Schurwolle in drei Farben (selbst pflanzengefärbt)


weniger geeignet; werde ich nicht weiter verfolgen


Wie lange ich daran gewebt habe? Das kann ich nicht sagen; nur von Kette aufziehen bis fertiges Gewebe vom Rahmen schneiden habe ich eine Woche gebraucht. Ja, doch, ich habe in dieser Woche auch - fast -ganz normal gelebt: geschlafen, gearbeitet, gekocht, gegessen und mein Mann musste sich kein Foto von mir aufstellen.

Das nächste größere Ereignis hier auf dem Blog dürften die Stoffspielereien sein - immer am letzten Sonntag im Monat. Diesmal ist das auch der letzte Tag: 31. Januar und das Thema ist: Smocking. (Ich habe schon etwas fertig!)

Freitag, 8. Januar 2021

Resteverwertung: Walkjacke

Als ich kürzlich einmal wieder einen Blick in meine Restekisten geworfen habe, fielen mir die Walkstoffe auf. Eine neue wärmende Jacke für drinnen könnte ich ja gebrauchen ... also, nicht wirklich ... aber nähen mochte ich sie gern.

Meine blauen und zu blau passenden Stoffe waren gerade so ausreichend, dass ich sie zu einer hüftlangen Jacke kombinieren konnte.

Der dunkelblaue Stoff hat gerade so ausgereicht für Rückenteil und Ärmel, aber das auch nur, weil ich das Schnittmuster quer aufgelegt habe. Der naturweiße Stoff stammt von einem verunglückten Modell, von dem ich noch alle verwertbaren Teile aufgehoben hatte. Der blaugemusterte Stoff ist ein Rest von einer Jacke, die ich vor sieben Jahren genäht habe.

Die Jacke war schnell genäht. Ein Schnittmuster aus dem Fundus habe ich so angepasst, dass es für diese Jacke verwendbar war. Die Lage der Teilungsnähte habe ich der vorhandenen Stoffmenge angepasst. Walkstoff hat ja die angenehme Eigenschaft, dass man nichts versäubern muss und auch auf Säume kann man verzichten. Das habe ich getan und an den Stoffkanten nur mit dem Elastik-Stich meiner Nähmaschine entlanggeht; das stabilisiert und trägt zur Optik bei. Allerdings habe ich auf der linken Stoffseite schmale Streifen eines Stickvlieses aufgebügelt, das man nach dem Nähen abreißen kann. Das hat verhindert, dass die Kanten sich ausdehnen und wellen. Die Knopflöcher habe ich nur umnäht, ebenfalls mit dem gleichen Stich.

Die vordere Kante und der Ausschnitt haben einen 4cm breiten Besatz und die Schulternähte habe ich stabilisiert, damit sie sich nicht weiten.

Ich habe die Jacke schon mehrmals getragen und bin sehr zufrieden.

Falls die Halskette aufgefallen ist: Sie ist bei den Stoffspielereien im Januar letzten Jahres entstanden.

Donnerstag, 7. Januar 2021

Blogjubiläum: Eine neue Gewinnerin

 Zunächst wünsche ich allen Leserinnen und Lesern ein glückliches, gesundes und kreatives neues Jahr.

Eine Gewinnerin meiner Verlosung anlässlich meines 10jährigen Blogjubiläums hat sich nicht bei mir gemeldet und da ich keinen Weg gesehen habe, meinerseits mit ihr Kontakt aufzunehmen, habe ich die ursprünglichen Zettelchen mit den Namen aus dem Papierkorb gefischt und das Garn erneut verlost.

Die Gewinnerin ist die Leserin, die mir eine Mail geschickt hatte:


Herzlichen Glückwunsch! Ich melde mich per Mail.