Sonntag, 28. April 2019

Stoffspielereien im April 2019

Herzlich willkommen zu den Stoffspielereien. Ich darf heute beim Thema "Bauhaus" die Gastgeberin sein.
Das Bauhaus wird in diesem Jahr 100 Jahre alt; auch wir, die Stoffspielerinnen, wollen das mit unseren Arbeiten feiern.

Im Laufe des Tages werde ich sie hier sammeln und auflisten. Die regelmäßigen Teilnehmerinnen habe ich wohl im Blick; wer sich nicht findet, hinterlässt bitte einen Kommentar mit dem Link zum Beitrag. Ich ergänze die Liste über den Tag.



Die heutigen Beiträge:

  • Tyche hat sich von Bauhaus Künstler Paul Klee zu einer Stickerei inspirieren lassen.
  • Die Selbermacherin verwendet Bauhaus-Formen und Farben für eine Patchworkarbeit.
  • Mond/bimbambuki zeigt uns die Kombinationsschrift von Josef Albers.
  • Karin/grüner nähen fasst in ihrem Blogbeitrag viel Wissen über die Frankfurter Küche zusammen und präsentiert eine Bauhaus-inspirierte Patchworkarbeit.
  • Bei Ute (123-nadelei) lesen wir zunächst eine informative Abhandlung über das Bauhaus und sehen dann zwei von Anni Albers inspirierte Kissen.
  • Elvira hat Schrift mit Bauhaus-Farben koloriert und dann auf Stoff gedruckt.



Das Thema für die Stoffspielereien stand noch nicht fest, als ich Mitte Februar hier auf dem Blog einen Aufruf zu eigenen Bauhaus-inspirierten kunsthandwerklichen Arbeiten platziert habe. Konsequenterweise habe ich dann auch die heutige Stoffspielerei übernommen. Ich verstehe das aber nicht unbedingt als Doublette, da mein Aufruf weiter gefasst war.
Meine eigenes erstes Bauhaus-Projekt haben ich kürzlich gepostet. Ein zweites für den heutigen Tag ist urlaubsbedingt und aus Mangel an guten Ideen leider noch im absoluten Anfangsstadium. Aber ich möchte euch natürlich zeigen, was ich geplant habe und wie weit ich gekommen bin.

Meine Inspiration ist ein Bild ("Komposition mit rotem Eck") vom Bauhaus-Künstler László Moholy-Nagy:


Ich bin darauf aufmerksam geworden, als ich bei meinem Haussender hr2 einen Betrag zu diesem Bild gehört habe (Link zum Beitrag).

Größe und Aufteilung der Flächen mit Stoff lässt sich realisieren, aber die Transparenz, die ebenfalls für die Gesamtwirkung des Bildes wichtig ist, erfordert einige Überlegung. Für die hellen Flächen habe ich sehr locker gewebten und halbtransparenten Stoff gefunden; aber beim roten Stoff, der ebenfalls soweit durchscheinend sein sollte, dass das darunter liegende Grau sichtbar wird, bin ich nicht fündig geworden.



Für die rote Fläche habe ich zwei Farben zur Auswahl. Die dunklere ist in natura heller als auf dem Bild oben, aber dennoch bin ich unsicher, welches Rot besser passt.


 

Dann stellt sich noch die Frage, wie ich die Rechtecke auf meinen Grundstoff aufbringe. Da habe ich noch keine gute Antwort gefunden. Habt ihr dazu Ideen? Im Moment habe ich alles nur aufeinander gelegt. Oder soll ich ganz von diesem Projekt Abstand nehmen, weil ich dem Charakter des Bildes so nicht gerecht werden kann? Ich bin für jeden Vorschlag dankbar.

Somit habe ich heute eine unfertige Arbeit gezeigt, sehe dies aber durchaus im Geiste der Stoffspielereien, wo wir ja auch misslungene Werke zeigen können, um durch einen Erfahrungsaustausch möglicherweise doch noch zum Ziel zu kommen. Ich ergänze: (vermeintlich) misslungene oder unfertige Arbeiten.


Unsere Einladung zu den Stoffspielereien:

Die Stoffspielereien

Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.
Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.
Bist du nächstes Mal auch dabei?

Die nächsten Termine:

26.05.2019: „Heimat“ bei Nahtlust
30.06.2019: „Afrika“ bei made with Blümchen
29.09.2019: „Miniatur“ bei Feuerwerk bei Kaze
27.10.2019: „Handweben“ bei Schnitt für Schnitt
24.11.2019: (Thema noch offen) bei Nähzimmerplaudereien
Im Juli und August machen wir eine Sommerpause.
Einen Überblick über die bisherigen Stoffspielereien findest Du hier bei mir.

Sonntag, 14. April 2019

Bon Voyage mit selbstgemachten Koffergurten

Wer schon einmal an der Gepäckausgabe am Flughafen auf einen schwarzen Hartschalenkoffer gewartet hat, hat eine Ahnung, wie viele sich jedesmal in einem Flugzeug befunden haben müssen und einem das Identifizieren des eigenen Stücks schwer machen.



Da hilft doch zur Unterscheidung von der schwarzen Masse ein individueller Koffergurt. Die Idee kam mir, als ich vor einiger Zeit bei den Dekostoffen im Kaufhaus einen Stoff mit Landkartendruck gesehen habe. Damit wollte ich zwei schön häßliche Gurte, die einmal ein Geschenk eines Reiseveranstalters waren, upcyceln. Ich habe also die Schnallen abgeschnitten - aber Vorsicht! Zunächst nur von einem Gurt, damit ich noch eine Vorlage für das wieder Zusammenmontieren hatte; ich hätte das intuitiv nicht gewußt. Mein Stoff ist eher kräftig und liegt dreifach für den neuen Gurt; das sollte ausreichend stabil sein. Rechts und links abgesteppt - und fertig mit minimalem Zeitaufwand.



Los geht's!


Übrigens: Das Kleidungsstück, das so nachlässig auf dem roten Rolli hängt, ist eine Jacke, die ich kürzlich genäht aber hier noch nicht gezeigt habe. Die war fast so schnell fertig wie die Koffergurte, aber das darf ja auch mal sein.

Verlinkt bei HAPPYrecycling.



Freitag, 12. April 2019

100 Jahre Bauhaus - mein Quilt nach Gertrud Arndt

Genau heute vor 100 Jahren wurde in Weimar das Bauhaus gegründet, das von seinem Direktor Walter Gropius den Namen "Staatliches Bauhaus in Weimar" bekam.
Die Konzeption war damals etwas völlig Neues: Die Schule wollte Kunst und Handwerk zusammenführen; die Unterscheidung von Künstler und Handwerker sollte aufgehoben werden. Walter Gropius schreibt in seinem Bauhaus-Manifest: "Wir alle müssen zum Handwerk zurück ... Es gibt keinen Wesensunterschied zwischen dem Künstler und dem Handwerker. Der Künstler ist eine Steigerung des Handwerkers." Und das ist genau das, was mich an Bauhaus-Arbeiten so anspricht: künstlerischer Ausdruck, der auf handwerklichem Können fußt, der reduzierte, sachliche Stil und die Idee der Funktionalität. Wir sehen ein 100 Jahre altes Design, das man auch heute als modern empfindet.

Es entstanden Werkstätten für Architektur, Möbel, Weberei, Keramik, Grafik, Glas- und Metallgestaltung, Bühne, Buchbinderei und Wandmalerei, später auch für Fotografie.
Die Leiter dieser Werkstätten wurden nicht Professoren sondern Meister genannt. Unter ihnen war lediglich eine Frau: Gunta Stölzl in der Weberei.



Die Rolle der Frauen am Bauhaus ist so interessant, dass die Autorin Ulrike Müller ihr ein Buch gewidmet hat, das für mich vor einiger Zeit der Einstieg in die Bauhaus-Welt war und mir jetzt für meine textile Arbeit als Inspiration gedient hat.



Schon beim ersten Blättern im genannten Buch ist mir auf einem Foto von Gropius' Arbeitszimmer der Teppich aufgefallen, den Gertrud Arndt entworfen hat. Im Kapitel über diese Bauhausschülerin sehe ich dann ihren Entwurf genauer und bin spontan entschlossen, dieses Muster als Quilt zu arbeiten.

(fotografierte Buchseite)

Dann begannen die Überlegungen. Ich wollte keine Eins-zu-Eins-Kopie machen, versteht sich, aber die grundlegende Konstruktion von Form und Farbe verstehen und wiedergeben.

Der Teppich besteht aus 12x16 Quadraten, die Farben sind Blau- Grau- und Gelb/Orangetöne. Ich zitiere aus dem o.g. Buch: "Ein weiterer sorgfältig gemalter Teppichentwurf von 1924 war mit 37 Farbabstufungen besonders aufwändig zu realisieren, denn es gab die Garne so nicht zu kaufen. Ich musste die ganze Wolle selbst färben - ohne Ahnung und ohne Hilfe. Es war grausam ..." 

Ich besitze zwar nicht allzu viele Patchworkstoffe, aber einfarbige Baumwollstoffe in verschiedensten Farben und Abstufungen habe ich reichlich im Vorrat (nicht zuletzt durch einen kürzlich getätigten Großeinkauf an Resten). Blau und Grau habe ich leicht zusammen bekommen - das wären auch meine persönlichen Farb-Favoriten gewesen - aber die gelben Stoffe habe ich durch rötliche ersetzt. Was dazu führt, dass meine roten Quadrate im fertigen Quilt deutlich weniger dominant sind, als die gelben Partien im Original. Das kontrastreiche, leuchtende Gelb ist durchaus ein wichtiges Merkmal des Teppichs und ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht doch besser anders hätte entscheiden sollen. Alternativ hätte ich für das ganze Projekt neue Stoffe kaufen können ...

Im Teppich-Entwurf kann man sehen, dass die gelben Farben im mittleren Bereich konzentriert sind, d.h., in den äußeren beiden Reihen kommen diese Farben nicht vor, ebensowenig wie im zentralen 6x4 Quadrate großen Rechteck. Bei den Blau- und Grautönen ist sofort die abgestufte Anordnung zu erkennen, drei oder vier aufeinander folgende Quadrate in auf- bzw. absteigender Helligkeit. Das habe ich versucht, weitestgehend umzusetzen. Hier einige Detailfotos, die die Farbabstufungen in meiner Arbeit zu zeigen:




Meine Quadrate sind fertig zusammengenäht 5x5 cm groß und da ich auch bei Patchwork gern mit 1cm Nahtzugabe arbeite, habe ich 7cm breit zugeschnitten. Aber nicht jedes Quadrat einzeln, sondern habe zwei, drei bzw. vier Streifen in abgestufter Farbfolge längs zusammengenäht. Quer auseinander geschnitten hatte ich nun keine Einheiten, die mir das Zusammensetzen erleichtert haben. Als Hilfe habe ich mir die Reihen auf der Fotografie im Buch nummeriert - ganz schwach mit Bleistift, man kann es im Foto oben sehen. Das werde ich als Erinnerung an meine Arbeit so belassen.

Die 192 zusammen genähten Quadrate habe ich mit einem dünnen Baumwollvlies hinterlegt. Die Rückseite bildet ein hellblauer Baumwollstoff aus meinem Vorrat.

Ein Teppich ist natürlich nicht gequiltet, aber ich kam hier nicht drum herum. Längs und quer im Nahtschatten, oder dichte Linien, Kreise, Muster? Das hat mir alles nicht wirklich zugesagt. Schließlich habe ich mich entschlossen, die Quadrate an ihren Kreuzungspunkten mit einem gestickten Kreuz zu fixieren. Dafür habe ich dunkelblauen Sticktwist verwendet. Das sieht auf der Rückseite ulkig aus, ist aber egal, da mein Werk an der Wand hängen wird. Fest stand von Anfang an ein unsichtbares Binding. Eine Anleitung dafür habe ich im Netz gefunden und war besonders von der Verarbeitung der Ecken angetan.



Mein fertiger Quilt ist 60x80cm groß.



Mitte Februar hatte ich hier auf dem Blog dazu aufgerufen, eine vom Bauhaus-Stil inspirierte Arbeit anzufertigen, darüber zu bloggen und mir zur Verlinkung anzubieten. Das war eine spontane Idee, die sich nun mit den Stoffspielereien am Ende des Monats kreuzen, die ebenfalls das Bauhaus zum Thema haben. Da ich die Gastgeberin sein werde, werde ich mir erlauben, die Sammlung die dann entstanden sein wird, hier zu verlinken. Ich sehe auch, dass es bei der Großen Nadelbrief-Nähaktion in Kalenderwoche 41 das Thema Bauhaus gibt. Auch darauf würde ich dann gern explizit verweisen, wenn es soweit ist und die Beitragenden damit einverstanden sind.

Ich würde mir wünschen, dass ich auch von nicht-textilen Arbeiten Kenntnis bekomme, um sie hier zu erwähnen. Wer mag vielleicht dafür bei den Malern, Keramikern, Fotografen und bei den Kunsthandwerkern im Bereich Glas, Holz und Metall Werbung machen? Es wäre schön, hier eine gewisse Bandbreite zusammen zu bekommen. Das ist groß und mutig gedacht - aber man darf ja mal träumen ....

Da das Bauhaus-Jubiläum quasi das ganze Jahr über gefeiert wird, würde ich meine Sammlung auch bis zum Jahresende offen halten. Ich verlinke persönlich und ohne Linktool.

Wer ein Bauhaus-Museum oder eine der vielen Bauhaus-Sonderaustellungen und Veranstaltungen besucht und einen persönlichen Bericht veröffentlicht und damit hier verlinkt werden möchte, mag sich gern bei mir melden. Für alle Interessierten gilt: Meldet euch mit einem Kommentar zu diesem Post oder einer Mail.

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Hier berichtet eine Blogger-Kollegin von der Bauhaus-Ausstellung "Utopie und Anpassung" in Oldenburg. Sie läuft noch bis zum 4. August.

Dienstag, 9. April 2019

EPP - Penrose Parkettierung

Angestachelt durch meine kürzliche Entdeckung des English Paper Piecing (EPP), kam mir wieder in den Sinn, dass ich vor längerer Zeit einmal versucht habe, das Muster einer Penrose Parkettierung in Patchwork-Technik zu nähen. Da es dabei viele, viele Y-Nähte gibt, ist das in herkömmlicher Technik nicht möglich. Mit EPP jedoch schon!

Ich habe das bekannte Rautenmuster gewählt und zwei Schablonen ausgedruckt, mit deren Hilfe ich meine Stoffstücke zugeschnitten habe. Das Besondere an diesen Rauten: Sie haben einen Winkel von 72° bzw. 36°. Fünf der dicken Rauten zusammengelegt, bilden einen 360°-Kreis.

So kann ein Penrose-Muster aussehen:

Bildquelle: Wikipedia


Ein kurzer Blick auf meine ersten Versuche:



Eine Rosette mit anschließender Umrundung mit den schmalen Rauten ist fertig und die Patches für die nächste Runde sind in Arbeit. Macht Spaß! Ich kann unabhängig von Nähmaschine und gewohntem Arbeitsplatz vor mich hin sticheln und werde das wahrscheinlich mit in den Urlaub nehmen.

Dies ist eigentlich nur ein Probeteil und wenn das weiter so gut gelingt, werde ich eine "richtige" Arbeit in Angriff nehmen, gut durchgeplant und mit ausgesuchten Stoffen. Wenn das eine gewisse Größe bekommen soll, kann sich die Fertigstellung lange hinziehen. Aber das haben diese Arbeiten so an sich.

Wenn es mehr zu berichten gibt, werde ich auch weitere Hintergrundinformationen liefern.