Donnerstag, 26. März 2020

Gewebter Tischläufer

Meine nächste Webarbeit habe ich vom Rahmen geschnitten, über Nacht in kaltem Wasser eingeweicht (da Baumwolle), heiß von Hand in einer Waschmittellauge gewaschen und liegend getrocknet.



Jetzt gibt es auf unserem Esstisch einen neuen Läufer. Er liegt - etwas unkonventionell - quer an der Kopfseite, mit der der Tisch an der Wand steht und füllt optisch die Lücke, die eine nicht ausreichend lange Tischdecke lässt. An dieser Stelle lag bisher immer ein Läufer, nur dieser hier gefällt mir besser:



Der Läufer ist wieder (wie diese Tasche) mit verschlungenem Schuss gewebt, ich habe die Farbfelder nur etwas anders aussehen lassen. Es macht mir Spass, in dieser Technik zu weben und da es noch weitere Varianten gibt, z.B. mit drei oder vier Farben, kann ich mir vorstellen, dass ich das bald einmal wieder machen werde.

Die Details:
Kette: Tex 30x6 Cotton Twine Liina
Schuss: Drops Safran (BW) 50g LL 160m und Drops Loves You 7 (hellblau, BW) 50g LL 170m
Maße: 116x40cm



Eigentlich hätte ich gerne Tischsets in diesem Muster, allerdings ist das Gewebe, so wie es jetzt ist, zu weich dafür. Ich müsste mir etwas einfallen lassen, um den Sets mehr Stabilität zu geben. Eine Idee habe ich jedoch bisher noch nicht.

Die tolle Doppelwandschale ist übrigens von dieser Keramikerin, gekauft beim letzten Töpfermarkt in Flörsheim am Main.

Freitag, 20. März 2020

Weben: Ausprobieren von Mustern

Das Weben ist für mich neu und spannend, deshalb steht es momentan bei meinen Hobbys an erster Stelle.



Nach den ersten beiden gewebten Küchenhandtüchern habe ich nun eine "Test-Kette" aufgebäumt, um ein paar Muster auszuprobieren. Die Anleitungen dazu habe ich dem Buch Weben. Das Standardwerk für den Gatterkamm-Webrahmen von Syne Mitchell entnommen, das alle Grundlagen bis hin zum Weben mit drei Gatterkämmen enthält.

Das rote Garn, das ich verwendet habe, ist vielleicht nicht optimal für einen möglichst attraktiven Eindruck, aber ich hatte es gerade zur Hand.

Beginnen wir mit dem Waffelmuster. Davon hatte ich bereits ein paar sehr schöne Beispiele im Netz gesehen und ich wollte wissen, wie leicht, schwierig oder auch zeitraubend es sein würde.


Der regelmäßig aussehende Teil ist der, auf den es ankommt (oben habe ich einmal den flottierenden Schuss vergessen und unten blitzt schon ein anderes Muster hervor). Beim Waffelmuster arbeitet man mit einem sog. Lesestab, mit dem bestimmte Kettfäden angehoben werden. Dann entstehen flottierende Kett- und Schussfäden. Zusätzlich kommt es auf die Abfolge an: Bei meinem Muster besteht ein Rapport aus sechs Schüssen, die dazu führen, dass kleine Quadrate - Waffeln - hervortreten. Gleichzeitig wird das Gewebe etwas dicker (als eine Leinwandbindung) und griffiger - genau das Richtige für Handtücher. Bei der Meterware kennen wir diese Art Gewebe als Waffelpikee.
Dieses Muster habe ich mir vorgenommen für einen weiteren Satz Handtücher.

Dieses Muster heißt Brooks Bouquet:


Hier werden kleine Fadengruppen zu einem "Bouquet" zusammengefasst, in dem der Schussfaden einmal drum herum geschlungen wird. Je nachdem wie man das ausführt und anordnet, entsteht quasi ein Lacemuster, ein Begriff, den viele Strickerinnen kennen werden. Ich habe Schals gesehen, die komplett in diesem Muster gewebt waren oder eine Art Bordüre an den Enden hatten - sehr schön. Eine Schussreihe, bei der man über die ganze Breite diese Umschlingungen arbeiten muss, dauert natürlich etwas länger ...

Und nun ein Foto vom "Dänischen Medaillon":


Es wird am besten in einem kontrastfarbenen Garn ausgeführt und man braucht eine Häkelnadel, um den Faden zwischen den beiden Reihen zu verschlingen. Ich kann mir das gut als Bordüre vorstellen, vor allem wenn man ein besonderes Garn verwendet.

Hier habe ich noch ein weiteres Lochmuster: Dreher


Davon habe ich nur eine Reihe gewebt; ich fand das eher mühsam und es steht auf meiner Liste der Muster, die ich demnächst weben will, nicht unbedingt an oberster Stelle.
Unten im Foto sieht man flottierende Schussfäden, die ich gruppenweise angeordnet und für die ich auch ein kontrastfarbenes Garn verwendet habe.

Und schließlich das Pfauenauge:


Auch hier kommt wieder ein andersfarbiges Garn zum Einsatz und man muss mit zwei Leseleisten arbeiten; dauert alles ein bisschen, aber der Effekt ist schön. Wie man auf dem allerersten Foto oben sehen kann, wird das Gewebe bei diesem Muster ein wenig dreidimensional.

So, das war's für heute aus meinem neuen "Webstudio". Natürlich ist dort wieder eine neue Kette auf dem Rahmen und es gibt dann bald ein weiteres Projekt, das ich zeigen kann.

Aber: Zwischendurch habe ich sogar etwas genäht und wenn ich mich dazu aufraffen kann, am Mantel den Saum und die Knopflöcher zu nähen und am Sweater den Halsausschnitt, wird es hier sogar mal wieder etwas Genähtes zu sehen geben.

Bis dahin: Bleibt gesund!


Dienstag, 3. März 2020

Mein Webrahmen: Ashford Rigid Heddle Loom 60cm

Seit Kurzem bin ich stolze Besitzerin eines Ashford Rigid Heddle Looms in 60cm Webbreite. Und den Standfuß habe ich gleich dazu gekauft, was sich sofort als eine sehr gute Idee erwiesen hat. Der RHL wird mit einem 30/10-Gatterkamm geliefert, 30/10, d.h., auf 10cm kommen 30 Fäden. Damit kommt man nicht weit; deshalb habe ich auch einen 50/10 und 60/10-Kamm gekauft. Der 40/10, den ich am liebsten gehabt hätte, war beim Kauf des Rahmens nicht vorrätig; jetzt konnte ich ihn nachbestellen - er ist jedoch noch unterwegs.


Der Ashford ist ein Bausatz und das Holz (Buche) ist unbehandelt. Also habe ich zunächst die Teile eingeölt und dann zusammengeschraubt. Das Einölen kann ich nur empfehlen, auch für die Optik.


Dann konnte es mit dem ersten Projekt losgehen. Es sollten Küchenhandtücher werden - einfach zu weben und eine gute Übung für kommende Werke, bei denen es mehr auf Gleichmäßigkeit und schöne Ränder ankommt. Ich habe den 50/10-Gatterkamm verwendet.

Indem ich den Rahmen auf dem Standfuß geschickt vor meinen 1,90m langen Zuschneidetisch gestellt habe, konnte ich bei der direkten Schärmethode auf eine Kettfaden-Länge von 2,40m kommen.


Am anderen Ende des Tisches wird genau mittig zum Rahmen der Schärzapfen befestigt und dann darf man zwischen Rahmen und Zapfen hin- und her rennen, bis alle Schlitze am Gatterkamm einen Faden eingezogen haben. Ich erkläre das hier nicht im Detail (wie viele meiner Leser interessieren sich überhaupt dafür?), denn es gibt im Netz genügend Videos dazu.


Jetzt wird das Fadenbündel vom Zapfen abgenommen und die Fäden werden an dieser Stelle durchgeschnitten (kann man aber auch später machen). Ein Helfer - mein Mann - hält die Kette stramm, während ich die Fäden auf dem Kettbaum (vorn im Bild) aufwickele. Um die Lagen der Fäden voneinander zu trennen, muss man Pappstreifen oder Papier mit aufwickeln. Ich habe mir dafür Packpapier in passender Breite zugeschnitten. Mehrere armlange Stücke ließen sich gut handhaben.


Hier sieht man die aufgewickelten Kettfäden. Zunächst sind zwei Fäden in jedem Schlitz; einer wird nun heraus- und in das benachbarte Loch eingezogen. Eine langweilige und etwas mühsame Arbeit, zumal man gut aufpassen muss, dass man kein Loch auslässt oder einen anderen Fehler macht. Ich habe alle paar Zentimeter prüfend nachgesehen und war nach ca. einer Stunde mit insgesamt 300 Fäden fertig. Das geht doch noch!

Nun werden die losen Fadenenden am Warenbaum befestigt; davon habe ich leider kein Foto - vergessen. Aber ich habe ein Bild nachdem ich einige Zentimeter gewebt habe:


Ich habe ein preiswertes Baumwollgarn von Drops in drei Farben verwendet: dunkel-, mittel- und hellblau. Die Streifen am Rand der Kette sind vorgegeben, mit den Schussfäden kann ich variieren. Mein erstes Küchentuch sollte an den beiden Enden die Randstreifen optisch wieder aufnehmen. Dann habe ich schnell gemerkt, dass mir mein hellblaues Garn nicht für ein zweites Tuch im gleichen Muster ausreichen würde. Deshalb habe ich für das zweite Tuch das mittelblaue Garn verwendet und nur alle 10cm einen dünnen dunkelblauen Streifen eingewebt.
So sah mein Gewebe nach dem Abnehmen vom Rahmen aus:


Die nächsten Schritte: durchschneiden, die Schnittkanten sichern und waschen. Halt: zunächst in kaltem Wasser mehrere Stunden einweichen, damit die Fasern sich vollsaugen können. Das vermeidet bleibende Knicke beim späteren Waschen in der Waschmaschine. Das mache ich übrigens bei gekaufter Meterware genau so. Ich habe zunächst bei 30° und dann bei 60° gewaschen.

Das Gewebe ist wie erwartet eingelaufen. Nach dem Abnehmen vom Rahmen war das kleinere Tuch 72,5cm lang, nach der Wäsche nur noch 65,5cm. Das größere Tuch ist von 91cm auf 81cm  geschrumpft. In der Breite habe ich nur 1,5cm verloren. Das ist am Anfang einer "Weblaufbahn" durchaus nützlich zu wissen. Jedes Garn wird sich wieder ein wenig anders verhalten (auch abhängig von der Webart), aber bei Baumwolle ist das ungefähr die Größenordnung.

Nun noch die Säume und die Tücher sind fertig:



Aus der Nähe:



Küchentücher: Das klingt erst einmal so banal - aber ich habe irgendwo bei einer Weberin gelesen, dass wenn man einmal mit selbstgewebten Tüchern angefangen hat, keine gekauften mehr haben möchte. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass ich das auch so sehen werde.

Sobald das bestellte 40/10-Webblatt da ist, werde ich weitermachen; einen Plan habe ich schon. Ich habe ja auch noch Einiges an selbst pflanzengefärbter Wolle, die ich verweben möchte. Und ich habe aus gutem Grund einen 60cm breiten Rahmen gekauft. Ich möchte zukünftig auch Gewebe für Kleidung machen. Da verbindet sich dann Hobby 1 mit Hobby ... wieviel? Na, mit dem neuesten jedenfalls.

Übrigens: Gekauft habe ich meinen Rahmen und das Zubehör bei Heikes-Handgewebtes. Bei der Suche nach einem Händler bin ich auf diesen Shop gestoßen, der für mich nahe genug war, um selbst hinzufahren und mich persönlich beraten zu lassen. Eine gute Idee, zumal Heike sich viel Zeit genommen und große Mühe gegeben hat. Auch ihre Auswahl an Garnen, natürlich auch und gerade zum Stricken, ist atemberaubend. Bemerkenswert finde ich auch, dass ihre Artikelbeschreibungen im Shop so ausführlich sind, wie ich sie sonst noch nicht gefunden habe. OK, das hört sich natürlich ganz und gar nach Werbung an, aber ich schreibe dies aus Überzeugung und bekommen habe ich auch nichts dafür.