Samstag, 29. Juni 2013

Stoffspielereien im Juni: Druck und Farben

An der Aktion "Stoffspielereien" beteiligen sich regelmäßig bis zu zehn (richtig?) Hobby-Textil-Künstlerinnen (ich glaube Männer sind - leider - nicht dabei) und Bloggerinnen und zeigen am letzten Sonntag im Monat ihre Werke. Man kann der Kreativität und den eigenen Ideen freine Lauf lassen oder sich einem vorgegebenen Thema anschließen. Diesmal werden die textilen Arbeiten von Griselda vom Blog Machwerke gesammelt. Bitte unbedingt anklicken - es lohnt sich!

Die Stoffspielereien im Juni haben das Thema: Druck und Farben. Das ist genau meins! Mit Färben und Eco-Print beschäftige ich mich im Moment sowieso intensiv. Im letzten Post (bitte ein wenig scrollen) habe ich kürzlich einige Ergebnisse gezeigt; dort gibt es auch noch Links zu früheren Artikeln von mir.

Nun habe ich weiter gemacht. Nachdem alle zuletzt gefärbten Stoffe gründlich gespült waren, sah es bei mir kürzlich so aus:



Inzwischen habe ich herausgefunden, dass die Flecken im Stoff nach meiner Eisenbeize (letztes Foto im letzten Post) wohl von Luftblasen stammen, die der in der Beize liegende Stoff umschlossen hat. Fehler erkannt - Fehler gebannt: das sollte ich in Zukunft vermeiden können. Allerdings hatte ich wieder diese Orangefärbung - den Grund dafür muss ich noch finden. Ist es womöglich unvermeidbar? Zu hartes Wasser? Vielleicht liest hier eine erfahrene Färberin/Färber und kann mir einen Hinweis geben?

Ich konnte auch sehr schön sehen, wie unterschiedlich die Farben der gleichen Blätter ausfallen, wenn die Materialen (tierische versus pflanzliche Fasern) und Beizen (Alaun versus Eisensulfat) verschieden sind. Am auffälligsten finde ich das bei den Blättern der Ess- oder Edelkastanie. Mit Eisenbeize sind die Drucke sehr farbstark grau-braun-bläulich und mit Alaun auf Seide ein pastelliges Hell- bis Mittelbraun.

Edelkastanie auf Dupionseide (Mitte: Blüte der Färberkamille)


Der nächste Färbedurchgang wird Eisenbeize auf Seide testen. Ich habe den Eindruck, ich kann dafür auf unter 1% Eisensulfat gehen. Apropos Eisenbeize: Man kann sie sich auch selbst machen.



Hier gibt es eine Anleitung dafür; auch im neuen Buch von Scheidmeir/Jeromin ist das erwähnt. Nach dem gleichen Rezept habe ich mir nun auch Kupfer angesetzt. Mal schauen, was da passiert. Und demnächst mal einen Chemiker nach diesem Thema befragen.

Bereit für eine Serie Fotos? Hier:

Esskastanie auf Baumwolle mit Eisenbeize


Blutpflaume

Eucalyptus

Walnuss

japanischer Ahorn

Rosskastanie

?-Blätter mit Blüte der Färberkamille und Rispe vom Perückenstrauch

ganze Stängel der Färberkamille (mit Eisenbeize: oliv)

Rosskastanie

Walnuss und japanischer Ahorn



Baumwollschal 1

Baumwollschal 2 (Blätter des Perückenstrauchs)

Baumwollschal 3

Bordüre von Schal 3 mit Rosenblättern


Mit den Drucken will ich natürlich auch etwas machen. Schals sind da sehr naheliegend. Ich habe meine ersten Schals für die obigen Fotos so auf die Puppe drapiert, dass man nicht sehen kann, dass sie noch nicht gesäumt sind. Ich denke, ich werde sie rollieren. Auch an den Schmalseiten? Oder lasse ich die kleinen, kurzen Fransen der Webkante?

Zweites Projekt: Täschchen wie diese hier. Das erste ist gerade in Arbeit und wenn es noch fertig wird, hänge ich es noch an. Und natürlich Kissenhüllen, Tischläufer, Hüllen für Kalender und Notizbücher, oder Applikationen auf Taschen. Und ich habe noch ein paar andere Ideen, die ich präsentiere, wenn sie fertig und vorzeigbar sind.




Dienstag, 18. Juni 2013

Neue Eco Prints

Es gibt seit kurzem ein neues Buch über Eco Print:


Die Verfasser sind Brunhilde Scheidmeir und Fritz Jeromin, die sich seit längerem mit dieser speziellen Färbetechnik beschäftigen und ihre Erfahrungen in einem praktischen Anleitungsbuch sehr gut verständlich zusammengefasst haben. Man kann es im Jeromin-Shop bestellen. Natürlich ist es nicht so umfangreich wie India Flints Basiswerk "Eco Colour", aber es erklärt das Wesentliche auf Deutsch und macht Lust, sofort damit anzufangen.

Für mich enthält es hauptsächlich neue Informationen zu Vorbehandeln und Beizen von Stoffen, denn bei meinen bisherigen Eco Print-Versuchen (hierhier und hier im Blog dokumentiert) bin ich anders vorgegangen und war nicht immer mit den Ergebnissen zufrieden.
Im Buch werden Stücke von Abflussrohren als Wickelkern empfohlen - die habe ich mir jetzt auch besorgt, denn meine selbstgemachten Wickelkerne aus Stoff waren mir eigentlich zu dünn.
Wichtig sind natürlich die Pflanzen, die man für den Print verwendet und da hat man ein Problem, wenn man India Flints Empfehlungen folgen möchte, denn sie verwendet hauptsächlich das Pflanzenmaterial aus ihrer australischen Heimat, auf das wir hier in Mitteleuropa nicht so leicht Zugriff haben. Hier gibt das neue Buch einige gute und erfolgversprechende Tipps.

Nun möchte ich gern ein paar meiner neuen Versuche zeigen:

Esskastanie und Blutpflaume auf Bouretteseide

Rose und Walnuss auf Bouretteseide

Dolde vom schwarzen Holunder auf Bouretteseide

Blutpflaume, schwarzer Holunder und Eucalyptus auf Wolletamin

Esskastanie auf Baumwollbatist


Wolle und Seide habe ich mit 10% Alaun gebeizt, die Baumwolle hat eigentlich zwei Beizen - und das kam so: Ich hatte im Netz die Information gefunden, dass man mit Sojamilch beizen kann (auch India Flint erwähnt es in ihrem Buch) und da das Verfahren so schön einfach ist - man arbeitet kalt und muss eigentlich nichts tun außer den Stoff ab und zu in der Beize bewegen und abwarten - habe ich es ausprobiert. Der erste Färbeversuch war enttäuschend: die Farben waren sehr schwach. In einem Anfall von Mut habe ich noch einmal gebeizt und zwar in Eisensulfat. Schon in der Beize hat sich mein Baumwollstoff orange verfärbt und war am Ende leicht fleckig, was mich optisch an eine misslungene Batik erinnert hat.



Aber ich habe diesen Stoff trotzdem verwendet; die Abdrücke der Blätter sollten doch die Flecken unsichtbar machen. Das hat sich so bestätigt und ich bin sogar sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Insgesamt sind die Abdrücke auf der Baumwolle sehr farbintensiv. Nun liegen hier noch weitere Baumwollstücke und Leinen bereit für den Eco Print. Dann werde ich auch die Plastikrohre als Wickelkerne erstmalig ausprobieren. Vielleicht sollte man noch Löcher hineinbohren, damit auch von innen Wasserdampf eindringen kann?

Bisher habe ich immer in einem ovalen Bräter mit Gitterrost-Einsatz gedämpft. Die Aufnahmefähigkeit ist damit natürlich begrenzt und ich würde mir auch wünschen, Bündel wickeln zu können, die länger als 30cm sind. Leider lässt auch ein Einkochautomat diese Größe nicht zu. Der hätte nur den Vorteil, dass mehr Bündel hinein passen würden und dabei aufrecht gestellt werden könnten. Und, dass ich unabhängig von Küche und Herd bin. Nun, vielleicht habe ich demnächst noch eine Idee.





Mittwoch, 5. Juni 2013

Hemd nähen - Teil 3: der klassische Ärmelschlitz

Hier habe ich den einfachen Ärmelschlitz erklärt, bei dem der Einschnitt mit einem Schrägstreifen eingefasst wird. Diese Version kann man im Prinzip bei jeder Hemdbluse verwenden, beim Herrenhemd ist natürlich der klassische Ärmelschlitz schöner und wenn man den Schlitz knöpfbar machen will, ist er ein Muss.

Bevor man richtig loslegt, muss man beachten, dass man die Schlitze gegengleich macht! Beim einfachen Ärmelschlitz ist das nicht nötig, obwohl man auch da einen rechten und einen linken Ärmel braucht.

Für zwei Ärmel werden folgende Schnittteile benötigt:
  • 2 Streifen in Schlitzlänge plus 1cm und je 4cm breit (Untertritt)
  • 2 Streifen in Schlitzlänge plus 5cm und 7cm breit, wenn der Übertritt 2,5cm breit sein soll (2x 2,5cm plus 2x 1cm NZG)
Ich schneide diese Streifen mit Patchworklinieal und Rollschneider auf der Schneidmatte.

Die Arbeitsschritte:
  • Am schmalen Streifen eine kurze Seite 1cm nach links bügeln, dann links auf links längs zur Hälfte falten und bügeln. Auseinanderklappen und die Schnittkanten bis an den Bruch falten und bügeln. Nun haben wir einen 1cm breiten Einfassstreifen.

  • Am breiten Streifen die langen Kanten 1cm nach links bügeln, dann das Gleiche an einer schmalen Kante. Links auf links längs zur Hälfte falten und bügeln.

  • So sehen die Streifen fertig gebügelt aus:

  • Die Ärmel mit der rechten Seite nach oben auf den Tisch legen und ...
  • ... die Schlitze einschneiden, dabei kurz vor Ende ca. 5mm schräg nach oben schneiden, so dass kleine Dreiecke entstehen. Nochmal zur Erinnerung: gegengleich arbeiten!

  • Den Untertritt arbeiten. Er kommt an die Schlitzseite, die näher an der Ärmelnaht ist:  den schmalen Stoffstreifen - mit der eingeschlagenen Kante nach oben - um den Einschnitt legen. Die eingeschlagene Kante trifft oben genau an das kleine Dreieck, das man nach oben aus dem Weg klappt oder besser nach oben bügelt.

  • stecken oder heften und knappkantig feststeppen - auch oben quer

  • Den Übertritt arbeiten:
  • Den Bruch des breiten Streifens schmal absteppen, jedoch erst 3,5cm von der oberen (eingeschlagenen) Kante.

  • An der offenen Seite des Streifens einen Punkt 3cm von der oberen Kante entfernt markieren. Dieser Punkt trifft auf das obere Ende des Einschnitts. Auf dem Foto stellt die Nadel die Markierung dar.
*

  • Das kleine Stoffdreieck muss nach oben gefaltet sein.

  • Den gebügelten Streifen wieder zusammenklappen und stecken. Evtl. heften. Am oberen Ende des Streifens dürfen die eingeschlagenen NZG nicht hervorblitzen. Falls man das nicht hinbekommt, muss man das obere Ende verstürzen - aber dann ist die Arbeitsweise ein wenig unterschiedlich.
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  • Den Übertritt am Untertritt feststecken, damit sich nichts verschieben kann, dann ...
  • ... den Übertritt festnähen; dabei unten beginnen, knappkantig rund herum nähen und an der zuvor genähten Steppnaht am Bruch enden. Auf dem folgenden Foto sieht man die Nadel, mit der ich vor dem Nähen den Übertritt am Unterritt festgesteckt habe. Das Fadenende zeigt die Stelle, an der sich die beiden Nähte getroffen haben:

  • Diesen Faden noch nicht abschneiden! Er hilft mir beim sauberen Aufnähen des Kreuzes. In der rechten oberen Ecke beginnen und diagonal bis zum Faden nähen, dann quer rüber und diagonal in die rechte obere Ecke steppen.
  • Fertig!
 rechts

 links



Den anderen Ärmel gegengleich arbeiten.
Möchte man einen Übertritt, der oben spitz ausläuft, so kommt man wohl ums Verstürzen nicht herum.



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* Bitte nicht irritieren lassen! Auf dem Foto fehlt die zuvor beschriebene Absteppnaht. Bei diesem Streifen habe ich sie erst hinterher gemacht.