Montag, 27. Mai 2013

Hemd nähen - Teil 2: Kragen mit Steg

Endlich: die Fortsetzung!

Der kniffligste Teil vom Hemd: der Kragen mit Steg. So nähe ich ihn:

Der Kragen ist fertig genäht: gebügelt, gewendet, evtl. abgesteppt. Ein Kragen und ein Steg sind mit Vlieseline verstärkt.

Dies sind die nächsten Arbeitsschritte:
  • Den fertig genähten Kragen rechts auf rechts und Mitte auf Mitte so auf das verstärkte Stegteil stecken, dass das verstärkte Kragenteil unten liegt.
  • Am unverstärkten Steg die NZG der Ansatzkante (Hals) nach innen umbügeln und ...
  • ... rechts auf rechts und Mitte auf Mitte auf den Kragen stecken.
  • Wir haben nun ein "Sandwich" bestehend aus (von unten nach oben): verstärkter Steg - Kragen - unverstärkter Steg.
  • Sandwich umdrehen und mit Hilfe des Steg-Schnittmusters den Verlauf der Naht im Bereich der Rundung mit einem geeigneten Stift aufzeichnen. Auf diese Weise kann man eine schöne, exakte Rundung nähen, die auf beiden Seiten wirklich gleich ist.

  • Nähen, Naht ausbügeln und NZG zurückschneiden.
  • Die Rundung am Steg ausformen und bügeln.

  • Den verstärkten Kragensteg an den Halsausschnitt stecken. Ich stecke zuerst die hintere Mitte, dann die beiden Enden und schließlich den Bereich dazwischen.
  • Nun die beiden Kragenstege aufeinander stecken (dabei nicht am Hemd feststecken), damit die umgebügelte Kante des inneren Stegs als "Hilfslinie" beim Annähen des Stegs an den Halsausschnitt benutzt werden kann.

  • Den Steg ganz knapp neben der umgebügelten Kante ("Hilfslinie") entlang an den Ausschnitt nähen.  Dabei fasst die linke Hand zwischen Kragen und Hemd und kann so während des Nähens eventuelle Fältchen glatt ziehen.
  • Naht ausbügeln, NZG zurückschneiden und in den Steg bügeln.
  • Nun die noch offene Kante des inneren Stegs so feststecken, dass sie genau auf die zuvor genähte Naht trifft.

  • Sorgfältig mit kleinen Stichen ganz dicht am Rand heften - besonders an den Stegenden. Wenn die Heftstiche auf der Rückseite ganz knapp (Fadenstärke) unterhalb des Stegs verlaufen, ist es richtig.


                    
  • Nähen, der äußere Steg ist dabei oben. Man näht einmal knappkantig um den Steg herum.
  • Die fertige Naht sieht von rechts so aus:

  • ... und von links so:




Fertig!

Meiner Meinung nach funktioniert diese Methode bei allen dünneren Stoffen recht gut. Bei dickeren Stoffen, wie Flanell oder Cord, hat man schnell Mühe, die NZG bes. an den Enden des Kragenstegs knubbelfrei unterzubringen. Bei diesen Materialien lohnt es sich, einmal eine alternative Methode auszuprobieren, die ich noch vorstellen werde.

Donnerstag, 16. Mai 2013

Blusen für den Sommer - die zweite und die dritte

Die zweite und dritte Sommerbluse sind nach einem (für meine Verhältnisse) relativ aktuellen Schnitt entstanden: burda 05-2012-105 (technische Zeichnung hier).
Es ist eine kragenlose Bluse mit Knopfleiste und zusätzlichem Bindeteil über dem Vorderteil, genäht in Gr. 40.

Ich hatte bei diesem Modell das Gefühl, ich sollte ein Probemodell nähen und habe dafür einen preiswerten milchkaffeebraunen (viel Milch) Baumwollstoff mit kleinen hellen Webpunkten gefunden. Die Farbe ist zwar nicht besonders prickelnd, aber die Qualität ist sehr gut und bei € 3,90/m ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Der "richtige" Stoff ist eine feine, leicht transparente Baumwoll-Seiden-Mischung in einem Fantasiemuster in gedämpften Farben. Hier habe ich € 15.-/m investiert. Beide Stoffe sind vom Kasseler Stoffhaus am Kö.

Das Ergebnis:

                           


Folgende Änderungen habe ich vorgenommen:
  • Das Rückenteil ist im Stoffbruch zugeschnitten; da die hintere Mitte dem Fadenlauf entspricht, gab es keinen guten Grund, dort eine Naht zu machen.
  • Am Vorderteil habe ich die Weite reduziert, in dem ich den Abnäher, der bei den Modellvarianten 103 und 104 genäht, bei diesem Modell jedoch einfach ungenäht bleibt, "wegkonsruiert" habe. Eine Schnittbesprechung bei Pattern Review hatte mich darauf gebracht.
  • Ich habe die Ärmel von Modell 103 verwendet und um 2cm verlängert.
  • Da das Bindeteil bis zur Taille reicht, habe ich an der unteren Kante 1,5cm zugegeben - meine übliche Änderung - und zur Spitze hin auslaufen lassen.
  • Ich habe statt der verdeckten Knopfleiste eine klassische - wie bei Modell 103 - gearbeitet.
  • Den Halsausschnitt habe ich noch etwas vertieft und mit einem schräg zugeschnittenen Stoffstreifen eingefasst.
  • Die Abnäher am Rücken habe ich an der breitesten Stelle bis kurz vor die Naht eingeschnitten.
  • Die Seitennähte enden in 10cm langen Schlitzen.
Zum Bindeteil:
  • Mir war bei den Fotos der Schnittbesprechungen von Pattern Review (siehe oben) aufgefallen, dass der Knoten immer in Brusthöhe ist. Ich wollte ihn jedoch lieber in Taillenhöhe haben, so wie die technische Zeichnung es zeigt. Wie kommt es zu diesem Unterschied? Ich denke, bei größerer Oberweite rutscht der Knoten nach oben. Und: je fester der Knoten gebunden wird, desto höher sitzt er - je lockerer desto tiefer. Also knote ich lockerer.
  • An der Ausschnittkante  habe ich ein paar Zentimeter weggekniffen - besser bei kleinerer Oberweite.
  • Beim zweiten Modell habe ich noch am unteren Rand ein paar Zentimeter weggekniffen, was dazu führt, dass der Zipfel des Bindeteils etwas nach unten verschoben wird; man kann dann tiefer knoten.
  • Für das zweite Modell habe ich die Zipfel des Bindeteils um ein paar Zentimeter verkürzt. Ich finde, die Optik ist harmonischer, wenn die Zipfel oberhalb der Saumlinie enden.
  • Mein Rat: wenn man eine bestimmte Vorstellung hat, wie und wo der Knoten sitzen soll, ist es ratsam das Bindeteil als Probe zu nähen.

Damit ich hier wenigstens Tragefotos posten kann, habe ich die Blusen - ganz einfallslos - zur Jeans kombiniert (die ich gerade an hatte). Geht auf jeden Fall und da ich Jeans sowieso viel trage, wird dies auch in Zukunft häufiger so aussehen. Andere Kombinationen werde ich demnächst noch ausprobieren. Zu der eher blass-langweiligen Farbe der Probebluse passt allerdings einer meiner Lieblingsschmucksets ziemlich gut - man sieht ihn auch auf meinem neuen Profilfoto.

Bluse von der Seite


Das Foto vom Rücken zeigt, dass ich die Abnähertiefen mehr als einmal einschneiden sollte - es zieht sich noch etwas:



Auch wenn ich die Blusen noch nicht tragen konnte, möchte ich behaupten, dass dies ein sehr guter Schnitt ist. Durch die Doppelung im Vorderteil kann man sehr gut halbtransparente Stoffe verwenden und muss sich über unerwünschte "Einblicke" keine Gedanken machen.
Ich könnte mir vorstellen, dass z.B. die Liberty Batist Stoffe sich sehr gut für dieses Modell eignen und ich liebäugele bereits mit einem dritten Modell aus einem Liberty-Batist mit Jugendstil-Print.

Noch ein Gedanke: es wird immer wieder mal darüber geschimpft, dass burda in den Heften ein und den selben Schnitt mehrfach mit kleinen Abwandlungen verwendet und somit eine größere Modellvielfalt vorspiegelt. Ich habe damit kein Problem. Häufig haben mich diese Modellvarianten für eigene Abwandlungen von Modellen inspiriert und bei dieser Bluse hier konnte ich einfach die Ärmel der anderen Modellvariante übernehmen und habe mir das Zeichnen eines kurzen Ärmels erspart.



Donnerstag, 9. Mai 2013

Blusen für den Sommer - die erste


burda 05-2008-105 Gr. 40

Die erste Sommer-Bluse ist ein Modell nach einem "alten" Schnitt, den ich schon einmal realisiert habe. Dieses Mal habe ich die Bluse um 3cm auf 60cm verlängert, die Taille um 1,5cm tiefer gesetzt (was ich praktisch bei allen Schnitten machen muss, beim Erstling aber vergessen habe) und die Gummizüge weniger stramm gearbeitet. Alle drei Änderungen stellen meines Erachtens eine Verbesserung dar.
Der Stoff: eine Baumwolle-Seiden Mischung, bereits 2008 bei Florence gekauft und somit gut abgelagert. Das Material ist fein und leicht, deshalb habe ich nach "leichten" Knöpfen gesucht, die die Knopfleiste nicht beschweren und auch optisch leicht sind. Sie hätten nur ein wenig größer sein können.
Da der Schnitt keine Karozeichen hatte, musste ich nachträglich welche einzeichnen, was mir, fürchte ich, nicht allzu gut gelungen ist, denn an den Ärmeleinsetznähten passt das Karo nicht wirklich zusammen. Ein Wermutstropfen.
Tragefotos gibt es nach der nächsten Fotosession.

Eine Frage zum Schluss: sieht die Bluse eigentlich nach Landhausmode aus? (Ich sage jetzt nicht, welche Antwort ich gern hätte...) Trotzdem bitte eine ehrliche Meinung.