Sonntag, 25. April 2021

Stoffspielereien im April 2021: Fransen

Gabi lädt heute ein, Stoffspielereien zum Thema "Fransen" zu präsentieren. Vielen Dank für das Thema und das Sammeln der Beiträge am heutigen Tag.

Ich habe 'mal wieder gewebt. An vielen Webarbeiten, Schals insbesondere, finden sich Fransen - also gingen meine Gedanken bei der Suche nach einem Projekt in diese Richtung. Aber einfach nur Fransen an zwei Enden des Webstücks - das war mir zu wenig. Seitliche Fransen sollten auch möglich sein, also habe ich Informationen gesucht und angefangen, ein Experimental-Tuch zu weben.

Und so sieht es aus:

Anleitungen habe ich auf einem norwegischen Blog (in Englisch) gefunden. Diese Informationen waren sehr hilfreich, denn ohne die "Hilfsfäden", von denen ich dort gelesen habe, wäre meine Webarbeit wahrscheinlich nicht gut gelungen.


Das Foto zeigt den Anfang der Webarbeit mit den "Hilfs-Kettfäden" (rot) am Rand des Webteils und mit Abstand - für die Fransen - am ganz äußeren Rand. Auf der anderen Seite der Webarbeit sieht das natürlich entsprechend aus. Nach dem Schären der Kette habe ich ein Foto gemacht:


Ab einer gewissen Breite der Webarbeit verwende ich zwei "Pflöcke" (bei mir Schraubzwingen), um die die Kettfäden beim sog. direkten Schären verlaufen. Dann wird die Kette am Kettbaum (im Foto im Vordergrund) aufgewickelt. Nach dem kompletten Einfädeln im Webkamm werden die Fadenenden angebunden; das ist im ersten Foto am unteren Rand noch gerade so erkennbar. Dann kann man mit Weben loslegen.

Ich wollte auch die Gelegenheit nutzen und ein wenig mit Mustern experimentieren und auch schauen, wie Farben miteinander harmonieren. Die folgenden Bilder zeigen ein paar Muster, die spontan entstanden sind:





Und so sah das fertige Stück aus als ich es vom Webrahmen abgenommen habe:


Hier sieht man ganz schön, wie die roten Hilfsfäden im mittleren Bereich die Tendenz haben, sich dahin zu bewegen, wo Platz ist. Hätte ich auf diese Fäden verzichtet, wäre mein Gewebe seitlich etwas ausgefranst und die anschließenden Knoten wären mir schwer gefallen zu schlingen.

Zuerst habe ich die Knoten an den Schmalseiten gemacht, dann an den langen Seiten und dabei nach und nach die roten Fäden entfernt. Nachdem nun alles fest und an seinem Platz war, habe ich das Gewebe gewaschen. Das macht man bei Handgewebe immer, denn erst dann bekommt es sein endgültiges Aussehen.

Jetzt noch die Fransen auf Länge schneiden. Das gelingt am besten mit Patchworklineal und Cutter auf der Schneidmatte.  Die Fransen an allen Seiten sind 5cm und die an den Schmalseiten 7cm lang. Aber dann sind da ja noch die Schlaufen auf dem Gewebe. Sie heißen Ryanknoten, dabei werden kurze Garnstücke in die Kettfäden hineingeknotet.

Da ich die Fäden doppelt genommen habe, dominieren optisch die Schlaufen. Nach der Wäsche habe ich mich dazu entschlossen, sie so zu belassen wie sie sind und nicht aufzuschneiden oder gar zu kürzen. Im Zweifelsfall kann ich das immer noch machen.

Mein fertiges Webstück ist einschließlich Fransen 39x122cm groß und ich überlege, was ich damit mache: naheliegend wäre ein Tischläufer, die kommen jedoch in unserem Haushalt eher selten vor. Ich könnte es an die Wand hängen; ein kurzer Test hat ergeben, dass die seitlichen Fransen nur wenig herunterhängen ... ich werde es wohl ein wenig ruhen und „reifen“ lassen, dann kommt schon noch eine Idee.

Ich habe jetzt nichts zu Mustern und Farben geschrieben, weil das hier zu weit ausufern würde. Ich kann dem einen extra Blogpost widmen, zumal es noch eine andere bisher nicht gezeigte Webarbeit gibt, die sich mit Mustern beschäftigt.

Was zeigt eigentlich das erste Foto oben? Das sind die Fadenreste, die ich beim Kürzen der Fransen abgeschnitten habe.

Zum Ende noch etwas in eigener Sache. Kürzlich habe ich versehentlich die Seite mit der Auflistung der Stoffspielereien gelöscht! Sehr ärgerlich! Ich habe dann Gabi, unsere Organisatorin der Stoffspielereien und gleichzeitig IT-Expertin um Rat gefragt, aber leider konnte sie bei Blogger den verlorenen Inhalt nicht wieder auffinden. Aber: Sie hatte sich einmal meine Seite kopiert und konnte mir das als Word-Datei überlassen. Die Liste ist zwar nicht ganz vollständig, aber das Meiste ist da und ich werde es demnächst wieder installieren. Leider werden nur alle Links, die in der Vergangenheit auf meine Seite gesetzt worden sind, ins Leere laufen, auch wenn die neue Liste wieder da ist. Also bitte kopiert ab sofort nicht mehr den alten Link! Man könnte die Links neu setzen, aber das macht Arbeit ... das mag jede Stoffspielerin entscheiden, ob es die Mühe wert ist. Zum nächsten Termin Ende Mai wird die Liste bei mir auf jeden Fall wieder da sein.

Und was sind eigentlich die Stoffspielereien?

Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.
Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.
Bist du nächstes Mal auch dabei?
Es gibt noch zwei Termine bis zur Sommerpause:
30.05.2021: „Exotisch“ bei Petersilie & Co
27.06.2021: „Nähfüße“ bei Nähzimmerplaudereien
Dann geht es im September weiter.

Dienstag, 20. April 2021

Pflanzenfärbungen mit Traubenhyazinthen und Coreopsis tinctoria

Ich habe wieder mit Pflanzenfärbungen begonnen. Auslöser waren die Traubenhyazinthen, die sehr reichlich im Garten blühen. Deshalb ist es auch gar nicht aufgefallen, dass ich nach und nach zusammen 200g Blüten gesammelt habe.


Ich habe die Blüten mehrere Stunden eingeweicht, dann ca. eine Stunde ausgekocht und mit dem Pflanzenmaterial im Sud über Nacht abkühlen lassen. Sodann abgeseiht, soviel Wasser aufgefüllt, dass die Menge für einen Strang Wolle ausreichend war und alles in meinen Färbetopf gekippt. Bei Mengen ab dieser hier verwende ich einen Einkochautomaten.

Irgendwo hatte ich gelesen, dass man beim Färben nur bis max. 80°C erhitzen soll; das habe ich eingehalten. Die wenigen Färbungen, die ich bisher gesehen hatte, waren mehr oder weniger hellblau, meine Wolle (80% Merino/20%Seide, gebeizt mit Kaltbeize AL)) war nach ca. einer Stunde Färben helltürkis:


Damit man die Farbe besser einordnen kann, habe ich indigoblaue und grüne Wolle daneben gelegt:


Der Farbton gefällt mir jedenfalls; genau genommen ist er schöner als ein Hellblau.

Die zweite Färbung habe ich mit den getrockneten Blüten des Mädchenauges (Coreopsis tinctoria) gemacht. Frische Blüten hatte ich im letzten Jahr erfolgreich für Eco Prints verwendet, hier gebloggt. Ich hatte viel von schönen Orangetönen gelesen - auch auf meinen Eco Prints sind sie zu sehen - und gehofft, dass ich sie auch erreichen würde, aber:


Das ist ein dunkler Caramelton, würde ich sagen. Enttäuscht? Ein wenig schon, aber die Pflanzenfärberei ist ja praktisch immer mit Überraschungen verbunden und das war wieder eine davon. In Kombination mit der Wolle von oben sieht das schon mal nicht schlecht aus:

Mal sehen, was das Jahr noch weiter bringt; ich habe wieder Lust auf Pflanzenfärbungen bekommen und inzwischen kann ich ja die Garne für meine Webarbeiten verwenden.

Dienstag, 6. April 2021

Handgewebter Breitschal

Nach meinen guten Erfahrungen mit einem Online-Webkurs (hier ist der Bericht darüber), habe ich mich vor ein paar Wochen bei einem weiteren angemeldet. Es ging mir darum, eine neue Technik zu lernen. Dabei bringt ein video-unterstützter Kurs, in dessen Rahmen man auch Fragen beantwortet bekommt, viel mehr als Erklärungen in einem Buch oder auf Webseiten mit Text und Bild.

Mit einem Gatterkamm-Webrahmen wie meinem kann man doppelt breite Stücke weben, in dem man mit zwei Gatterkämmen auf zwei Ebenen arbeitet. Das klingt erst einmal unglaublich oder unmöglich, aber es geht! Zugegeben: Es ist aufwändig und es können reichlich Webfehler passieren, aber wenn man darauf aus ist, eine Stoffbreite zu erreichen, die größer ist als der vorhandene Webrahmen, ist dies der Weg zum Ziel.

Mir ging es hauptsächlich darum, die Technik zu erlernen und herauszufinden, ob ich das kann und mag. Das kann ich auch gleich beantworten: ja und nein. Ja, ich habe das technisch bewältigt und nein, mögen tue ich es nicht.

Im Webkurs wird erklärt, in welcher Abfolge man die Kettfäden in die zwei Gatterkämme einfädelt und wie man sie bewegen muss, damit das Schussgarn den richtigen Weg nimmt. Auch zwei Leseleisten (pick up sticks) müssen richtig eingesetzt werden, um die Leinwandbindung hinzubekommen. Das waren für mich die Hauptpunkte; die verschiedenen Farben meiner Garne und die Größe des Webstücks habe ich frei gewählt. Und da ich nicht nur einen "Probelappen" weben wollte, war mein Ziel ein Breitschal.


Der Schal misst 76x184cm; das ist eine schöne Größe um mich darin einwickeln zu können. Das habe ich bereits ein paarmal gemacht; die Idee ist auch, dass es ein Reiseschal werden kann.

Zum Garn: Ich habe Sockenwolle verwebt, die ich selbst pflanzengefärbt habe; mit Indigo, braunen und roten Zwiebelschalen und Catechu. Die Farbaufteilung am Schal musste ich bis zu einem gewissen Grad den vorhandenen Garnmengen anpassen.

Warum ich mich mit dieser Doppel-Weberei nicht anfreunden konnte? Nun, sie ist sehr anfällig für Webfehler. Und ich habe viele gemacht. Man muss sich vorstellen, dass man die auf dem Webrahmen unten liegenden Schicht während der Arbeit nicht sehen kann, denn mein Rahmen ist auf einem Ständer montiert (außer man kriecht unter den Webrahmen und schaut oder benutzt einen Spiegel - ist aber beides nicht wirklich praktikabel). Das folgende Foto zeigt die zwei Lagen meines Gewebes ganz am Anfang. Ich hoffe, die Nicht-Weber unter meinen Lesern können sich in etwa vorstellen, wie das Ganze aussieht.

Wenn zwei Gatterkämme zum Einsatz kommen, liegen die Fäden auch dichter zusammen als sonst und können zuweilen aneinander kleben. Das befördert Webfehler. Glücklicherweise ist es nicht schwierig, bei einer Leinwandbindung im Nachhinein Webfehler zu beheben, aber ich habe sage und schreibe rund 50 korrigiert - und es sind immer noch welche da. Die ich ignoriere. Diese Webfehler sind flottierende Fäden, englisch: floats. Das sieht z.B. so aus:

Zu einem klassischen  handgewebten Schal gehören gedrehte Fransen. Aber zuerst werden die Knoten geknüpft, bei mir sogar zwei Reihen, weil's schöner aussieht.

Dann werden die Fransen auf eine gleichmäßige Länge geschnitten (Werkzeuge: Schneidmatte, Rollschneider und Patchworklineal) und dann gedreht ... und gedreht ...  und gedreht. Dafür gibt es Hilfsmittel - Fransendreher - aber da ich keinen besitze, habe ich sage und schreibe 328 Fransen mit den Fingern gedreht.

Und dann ist er fertig:


"Tragefotos":

Ich habe jetzt ein schönes großes Tuch und viel gelernt - auch, Geduld zu haben.