Ich gestehe, ich habe bisher keinen einzigen Nadelbrief besessen - und ihn auch nicht vermisst - , sehe aber inzwischen ein, dass diese Dinger ganz praktisch sein können. Aber hier geht es in erster Linie darum, dass sie, im Rahmen dieser Aktion gefertigt, für uns Textil-Kunsthandwerkerinnen die Möglichkeit bieten, neue Techniken und Ideen auf kleinstem Raum und ohne allzu großen Aufwand auszuprobieren. Und so verstehe ich auch meine ersten Nadelbrief-Versuche.
Das Thema der vierten Kalenderwoche ist "Folklore". Das war für mich der Anlass, Mola auszuprobieren. Was ist Mola?
Molas sind Applikationsarbeiten, die traditionell von den Cuna-Indianerinnen aus Panama und Kolumbien hergestellt wurden und werden. Die ersten Kleidungsstücke, die an Molas erinnern, kann man auf das Ende des 19. Jahrhunderts datieren. Das Wort kann Tuch, Kleidung oder Bluse bedeuten und es waren ursprünglich auch Blusen, deren Vorder- und Rückseiten mit Mola-Motiven dekoriert wurden. Auch heute noch beherrschen fast alle Cunafrauen die Mola-Technik und die Mädchen werden sehr früh darin angeleitet. Der deutsche Wikipedia-Eintrag gibt eine sehr kurze, der englische schon eine etwas längere Einführung ins Thema, die Bildersuche im Netz (mit dem Zusatz Textil, sonst kommen Fische) ist da eigentlich sinnvoller.
Für meine eigene Mola-Arbeit war mir das Buch von Kate Mathews, Molas, Muster, Techniken, Projekte für farbenfrohes Appiqué (Haupt Verlag) eine Hilfe, außerdem diese gute verständliche Anleitung aus dem Web.
Charakteristisch für Mola sind, wie der Buchtitel andeutet, auch die kräftigen Farben. Diese habe ich bei meinen Stoffresten vom Holzstempeldruck-Quilt (was für ein Wort!) gefunden. Die bedruckten Quadrate in meiner Restekiste haben mich auf die Idee gebracht, das Stempelmuster als Vorlage für die Mola-Motive zu verwenden. Dafür habe ich zwei Stoffstücke mustergenau übereinander gelegt, fixiert und dann bestimmte Bereiche aufgeschnitten:
Bei meinem Mola sind drei Farben sichtbar; rot und blau sind die Stoffstücke, mit denen ich begonnen habe, die orangefarbene Mitte habe ich von einem dritten Stück ausgeschnitten und aufgesetzt.
Um das Stempelmotiv herum habe ich noch vier kleine Bögen gesetzt. Auf dem folgenden Foto sieht man zwei fertige und zwei vorgezeichnete:
Dann wollte ich gern noch die Mitte dekorieren und bin auf die Idee mit einem kleinen Knopf gekommen. Das ist vielleicht nicht wirklich typisch, hat mir aber gefallen. Der Rest des Nadelbriefs sind dann unbearbeitete Stoffe, nur mit Print:
Vorderseite
Rückseite
Innenseiten, mit verdecktem Motiv
Und ich habe doch tatsächlich schon das nächste begonnen ...
Verlinkt bei: Das große nahtlust Nadelbrief-Jahr 2019