Sonntag, 27. September 2020

Stoffspielereien im September 2020: Texturen aus der Natur

Zum Thema "Texturen aus der Natur" habe ich zunächst verschiedene Techniken ausprobiert, die für mich bisher neu waren und ich dachte, die Stoffspielereien mit dem aktuellen Thema wären ein gutes Ziel.

Na ja, andere Herangehensweisen wären vielleicht geeigneter gewesen, aber ich möchte zeigen, was ich gemacht habe.

Frottage


Ich wollte die Struktur von Blättern mit ihren Adern durch Abreiben auf Stoff übertragen. Ein dünner, zarter Stoff war von Nöten; glücklicherweise hatte ich etwas Passendes in meinen Kisten. Zum Abreiben habe ich Stoffmalkreiden verwendet. Ich habe mir im Garten Blätter mit besonders markanten Adern gesucht, unter den Stoff gelegt und vorsichtig darüber gerieben. Schnell zeigte sich, dass sich dabei der Stoff sehr leicht verschiebt und das Abbild nicht mehr klar wird. Schließlich habe ich den Stoff mit Sprühstärke handhabbarer gemacht.



Der Abrieb mit schwarzer Farbe gefällt mir fast am besten, aber das alles ist im Stadium des Austestens geblieben - auch weil mir der Stoff ausgegangen war. Diese Form der Frottage ist für mich eine Technik mit Potential. Wenn mir eine passende Einsatzmöglichkeit in den Sinn kommt, würde ich das weiter verfolgen.

Sonnendruck


Wie man den Sonnendruck macht, habe ich mir hier und da im Netz angelesen und ich fand es weniger einfach, im Hinblick auf die Ergebnisse, als ich erwartet habe. Bisher habe ich nur auf Papier "sonnengedruckt" - dann waren die warmen, sonnigen Tage vorüber. Man braucht zwar für dieses Verfahren nicht unbedingt die Sonne, jedoch Wärme. Demnächst stellen wir ja unsere Heizungen an (oder haben es bereits getan), dann folgt der Durchgang auf Stoff. Inzwischen habe ich ja auch gelernt, dass es darauf ankommt, dass die Objekte, bei mir wieder Blätter, komplett und dicht aufliegen, sonst bleibt der Abdruck unvollständig. Für diese Drucke auf Papier habe ich mit Wasser verdünnte Acrylfabe verwendet, für die Drucke auf Stoff habe ich noch Seidenmalfarbe.

Bei mir haben die Blätter des Gierschs am besten funktioniert - für irgendwas muss der ja gut sein. Die Blätter waren jung und zart und haben sich regelrecht an das Papier gesaugt. Die Blattadern sind erkennbar und der Rand, den die Farbe gebildet hat, gefällt mir ebenso. Also, hier fehlt wirklich der nächste Schritt mit dem Sonnendruck auf Stoff.

Breakdown Printing/Deconstructed Screen Printing


Diese Technik ist eine "Folgeerscheinung" meiner jüngsten Färbereien. Ich war sehr neugierig darauf und hatte mir erhofft, dass hier Abbildungen von Blättern mit ihren Strukturen möglich wären. Das ist allerdings nicht so, oder nur mit viel Wohlwollen.


Für diese spezielle Form des Siebdrucks verwendet man angedickte Procion-Farbe und auf keinen Fall die reguläre Siebdruckfarbe. Der Effekt beruht darauf, dass das Sieb zunächst mit Farbe beschichtet wird, die sich dann nach dem Trocknen durch Rakeln mit Farbe oder ungefärbter Verdickerpaste nach und nach wieder löst. Angetrocknete Siebdruckfarbe würde sich nicht mehr aus dem Sieb lösen.
Da ich mir erst noch ein paar Siebe selbst bespannen wollte/musste, habe ich diese Arbeiten auf den letzten Drücker gemacht und kann frühestens am Abend die fertigen Drucke zeigen. Die gerade ausgewaschenen Stoffe habe ich aber schnell in ihrem nassen Zustand fotografiert für einen ersten Eindruck. Das erste Foto unten zeigt das "beschichtete" Sieb und die beiden nächsten zwei Abdrucke:





Ich weiß, das ist unbefriedigend, wenn ich hier von etwas schreibe, aber nicht genau erkläre, wie man es macht. Aber ich fürchte, es würde ausufern, wenn ich das an dieser Stelle im Detail erklären würde. Wer es gern genau wissen möchte, kann schon mal im Netz recherchieren oder auf meinen Bericht warten, den              ich für die nächste Zeit vorgesehen habe.

Das war wieder viel Anschub für textile Experimente - vielen Dank, Christiane für das Thema. Sie sammelt heute alle Beiträge auf ihrem Blog.

Und schließlich unser Aufruf an jene, die bisher noch nicht mitgemacht haben:

Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.
Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.
Bist du nächstes Mal auch dabei?
Das nächste Mal ist am 25. Oktober mit dem Thema:  „Textile Behältnisse“ bei Feuerwerk by kaze.

Donnerstag, 24. September 2020

Bluse oder Jacke - das wird sich zeigen

Zuletzt hat die Nähmaschine dann doch wieder die Farbtöpfe verdrängt. Nach dem Sommerkleid habe ich eine Bluse genäht. Man kann dieses Oberteil auch als Jacke verstehen - also eine Blusenjacke ...

Ausgangspunkt war ein Stapel Stoffstücke aus bedruckter Bouretteseide, die ich als Reste vor einiger Zeit bei Pavani* gekauft habe. Dort gibt es alle paar Jahre einen Resteverkauf: meist nach Material sortierte und gebündelte Stoffstücke oder auch bunt Gemischtes zum Kilopreis. Da ich in der Nähe wohne, fahre ich hin und stehe als eine der ersten am Öffnungstag vor der Tür um die besten Stücke zu ergattern. Bei den Bouretteseiden hatte ich gleich eine Bluse im Sinn; es kam jetzt darauf an, die Stücke gut passend zu kombinieren, denn eine Art Patchwork musste es auf jeden Fall werden. Nur die Vorderteile wollte ich zusammensetzen, Ärmel und Rücken sollten aus einem farblich passenden einfarbigen Stoff zugeschnitten werden. Das Kombinieren und Hin- und Herschieben der Stoffe hat schon Freude bereitet und ich stellte fest, dass meine Stoffe sogar für zwei Blusen ausreichen würden. Prima, denn jetzt konnte ich aus den Stoffen meiner "zweiten Wahl" einen Prototypen nähen. 

Also, jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, ob diese Stoffe wirklich eine zweite Wahl waren, denn die Bluse/Jacke gefällt mir ziemlich gut.

Aber ich konnte ein paar Details ausprobieren und offene Fragen beantworten: Sollen die Nähte abgesteppt werden? - Ja. Gefällt mir die farblich abgesetzte Manschette? - Ja. Ist die Länge OK? - Ich denke schon (obwohl sie hier durch die Stoffmenge bestimmt wurde). Wie fällt die Weite aus? - Eher weit, deshalb habe ich zum Schluss noch die Seitennähte etwas tailliert und im Rücken zwei Längsabnnäher eingefügt.

Für Ärmel und Rückenteil habe ich ein naturfarbenes Halbleinen aus meinem Vorrat verwendet. Es ist ein wenig fester als die Bouretteseide, harmoniert aber m.E. immer noch. Wahrscheinlich ist dieser Stoff auch für das Jacken-Feeling verantwortlich.

Der Schnitt ist im Prinzip der von einer Bluse, die ich vor sechs Jahren einmal genäht habe. Inzwischen habe ich die Brustabnäher entfernt, denn ich brauche sie nicht wirklich. Die Ärmel habe ich verlängert und ehrlich gesagt, hat diese Bluse nur deshalb die gemusterten Blenden bekommen, weil mein Ärmelschnittmuster ein paar Zentimeter zu kurz geraten war. Aber: Glück gehabt, gefällt mir und mache ich bei der zweiten Bluse wahrscheinlich wieder genauso.

Beim folgenden Foto kann man die Seitenschlitze erkennen, die vielleicht ein wenig zu lang sind?

Für die zweite Bluse habe ich mir, wie gesagt, Stoffe zur Seite gelegt, von denen ich anfangs stärker überzeugt war und bin nun gespannt, ob das Urteil bestand haben wird. Ich habe auch etwas mehr, so dass ich die Bluse auch länger machen könnte. Außerdem habe ich mir naturfarbene Bouretteseide (ebenfalls ein Pavani-Rest) für dieses Modell reserviert. Das Beste wäre ja, ich würde die Nummer Zwei sofort nähen, da ohnehin noch alles Nötige auf dem Nähtisch liegt.

Übrigens: So sehen die Stoffe aus:

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* Die Nennung des Händlernames kann als Werbung verstanden werden, ist aber keine, da ich alles selbst bezahlt habe, keine wie auch immer geartete Vergütung bekomme und unbeauftragt schreibe.



Montag, 14. September 2020

Sommerkleid aus selbstgefärbtem Stoff

Ich hätte nicht gedacht, dass ich dieses Jahr noch einmal die Gelegenheit bekommen würde, das Kleid zu tragen, das ich spät im August genäht habe. Auch wenn das kalendarisch bereits am Ende der Sommersaison war - es musste sein, denn ich wollte meinen selbstgefärbten Stoff verarbeitet sehen.

Der Stoff war ein Zufallsfund und gleichzeitig ein Schnäppchen; da konnte ich nicht widerstehen, zumal das Etikett einen Markenhersteller auswies. Das Material war vielversprechend: ein Batist aus Baumwolle mit etwas Seide in naturweiß, also prima geeignet, um ihn zu färben. Es sollte noch einmal eine Eisfärbung sein, denn die Farbe "deep purple" hatte mir zuvor so gut gefallen.


Der Schnitt ist ein bewährter und einer meiner Lieblingsschnitte für Sommerkleider. Er ist aus burdastyle 12-2008 Modell 114. Im Sommer vor fünf Jahren habe ich ihn einmal bei einem MMM gezeigt. Für Schnittdetails bitte den Link anklicken. Obwohl der Schnitt für einen dehnbaren Stoff gedacht ist, habe ich hier einen Webstoff verwendet. Das Risiko war gering, denn das hatte ich zuvor bereits für ein Nachthemd erfolgreich getestet.

Das Rumpf des Kleids ist mit einem dünnen Baumwollbatist gedoppelt; ich wollte das luftige Gefühl des Stoffs erhalten und habe mich deshalb gegen ein konventionelles Viskosefutter entschieden.


Das Rückenteil hat keine Abnäher und fällt locker herunter. Mit Abnähern hätte ich einen Zipper gebraucht.

Dieses Foto gewährt auch einen kleinen Blick in mein Nähzimmer ... 


Sonntag, 6. September 2020

Improvisierte Designwand

Bei mir liegt seit rund einem Jahr ein angefangener Quilt und wartet auf Fertigstellung. Ich glaube, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen. Erfreulicherweise sind alle Einzelteile bereits zugeschnitten und die Anleitung bzw. meine Notizen waren gut aufgehoben und sofort gefunden.

Wenn man bei einem größeren Quilt die Anordnung der Blöcke nicht fix und fertig hat, sondern herumprobieren, verschieben und abändern will, braucht man so etwas wie eine Designwand. Wie so etwas aussehen kann plus einer Anleitung zum Selberbauen findet man z.B. auf Ines' Homepage. Für mich lohnt sich das in dieser Form nicht, da ich zu selten einen großen Quilt nähe. Aber für diese Arbeit geht es nicht ohne.

Da hatte ich glücklicherweise eine Idee für eine improvisierte und auf- und abbaubare Wand. An einer stabilen Papprolle (wie sie der Stoffhandel für hochwertige Stoffe verwendet) habe ich mit gut klebendem Paketband eine Tischdecke befestigt. Als Aufhängung dienen zwei Schraubzwingen, die ich an meinen Regalen angebracht habe.

Wenn ich nicht gerade meine Schraubzwingen hervorgekramt hätte, die ich zum Schären einer Kette für eine neue Webarbeit verwende, wäre ich wahrscheinlich nicht auf diese Idee gekommen, denn zuletzt haperte es an einer Lösung für die Befestigung der Rolle.


Wenn ich die Tischdecke ein wenig bewege, komme ich sogar noch an den Regalinhalt dahinter und wenn alle Stricke reißen, nehme ich das Tuch ab und rolle es samt aufgebrachten Blöcken auf.

Interessiert an den (provisorisch) angebrachten Patches?


Näheres berichte ich, wenn ich das Top zusammengestellt habe. Ich werde sicherlich das Layout mehrfach verändern bis ich eine Optik habe, die mir gefällt. Aber dafür habe ich ja jetzt die Möglichkeit.