Donnerstag, 18. Juni 2020

Handgewebte Küchenhandtücher in Zitrusfarben

Heute gibt es hier mal wieder etwas Gewebtes zu sehen.


Küchenhandtücher selber weben - man kann das banal oder überflüssig finden, aber es gibt zahlreiche Weber, die das wunderbar finden und ihre Tücher nie gegen gekaufte Massenware eintauschen würden. Ich möchte das auch nicht mehr tun.

Bei den zwei Küchenhandtüchern, die man oben zusammengefaltet in der Nahaufnahme sehen kann, wollte ich zwei Dinge ausprobieren: mit relativ dünnem Material weben und dabei gefachtes Garn verwenden.
Was ist gefachtes Garn? Bei gefachtem Garn sind die Einzelfäden nicht miteinander verzwirnt, wie man es von Strickgarn gewohnt ist, sondern sie laufen locker nebeneinander her. StrickerInnen kennen dieses Garn vielleicht von den Bobbeln, deren Besonderheit der Farbverlauf ist. Darauf kam es mir nicht an, denn ich habe einfarbige Garne ohne Verlauf verwendet. Genau genommen habe ich mit dieser Garnsorte die Möglichkeit gesehen, preiswert ein dünnes Garn für einen ersten Versuch mit dem feinsten Gatterkamm, den ich habe  (6 Fäden auf 1 Zentimeter: 60/10), auszuprobieren. Mein Bobbel-Garn ist aus reiner Baumwolle, das ich mir in vier verschiedenen Farben besorgt habe: orange, gelb, hellgelb und naturfarben. Das sind nicht Farben, nach denen ich normalerweise greifen würde, aber es sollte mal etwas anderes sein.

Um das vorweg zu nehmen: Ich kann es nicht wirklich empfehlen, gefachtes Garn zum Weben zu verwenden. Man bleibt mit dem Schiffchen doch ziemlich oft in den Einzelfäden hängen und es ist insgesamt schwierig, eine gleichmäßige Spannung bei den Kettfäden zu erreichen. Besonders dann, wenn man wie hier viele kurz aufeinander folgende Farbwechsel hat. Nun, ein Versuch war es wert, eine Wiederholung in dieser Form wird es wahrscheinlich nicht geben. Obwohl die Handtücher schön weich sind und sicherlich ihren Zweck erfüllen werden.


Erwähnen muss ich natürlich, dass ich für diese Handtücher ein neues Muster ausprobiert habe: Waffelmuster (hier kurz angetestet). Genau genommen ist es ein falsches Waffelmuster, denn das richtige kann man nur mit einem Webstuhl hinbekommen. Aber mit meinem war ich durchaus zufrieden.


Das oben liegende Tuch ist im Waffelmuster gewebt. Man arbeitet mit einem sog. Lesestab, der während der Weberei so zwischen den Kettfäden bewegt wird, dass einmal die Kett- und einmal die Schussfäden auf dem Gewebe sichtbar aufliegen. Das macht das Gewebe plastisch.

Meine aufgezogene Kette sollte für drei Tücher ausreichen; eins habe ich im Waffelmuster gewebt, dann hatte ich genug davon, habe mit einfacher Leinwandbindung weitergemacht und nur die verschiedenen Farben als Effekt eingesetzt. Das zweite Tuch ist etwas länger geraten und dafür habe ich auf das dritte verzichtet. Dann hatte ich genug von mangelhafter Spannung bei den Kettfäden und dem Gedöns mit dem gefachten Garn.


Jetzt liegen die Tücher im Schrank bereit für ihren ersten Einsatz in der Küche. Ich denke, bewähren werden sie sich schon.

17 Kommentare:

  1. Kostbar und sehr schön anzusehen.
    Ich glaube ich würde sie nicht benutzen, sondern als Deckchen verwenden.
    Liebe Grüße
    Susan

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    1. Ach, als so kostbar stufe ich sie nicht ein. Ich erfreue mich dann immer beim Benutzen daran.

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  2. Liebe Beate,
    die sehen toll aus, richtige "Sommerküchentücher". Das Waffelmuster finde ich sehr schön, vielleicht versuchst Du es ja noch mal mit nicht gefachtem Garn.
    Hab ein schönes Wochenende und sei ganz lieb gegrüßt
    Roswitha

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    1. Genau, sie vermitteln den Eindruck von Sommer, da hast du Recht.

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  3. Das sind ja traumhafte Geschirrtücher - gerade das ohne Waffelmuster wäre so ganz meines. Wie gut, dass Du Dich an so "banales" rangestezt hast. Ich finde es - im Gegensatz zu füher - viel besser, man fertigt Sachen für den Alltag an, und näht nicht nur Festkleiser (wie ich es als Teenie gemacht habe). Da hat man viel mehr davon. Hoffentlich erfreuen Dich die Geschirrtücher auch in ihrer täglichen Nutzung! (wenn schon das Weben nicht so angenehm war...)
    Liebe Grüße
    Ines

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    1. Danke, Ines. Eine Kleinigkeit: Es sind keine Geschirrtücher - dafür wären sie mir zu dick - sondern Handtücher, die man in der Küche ja auch braucht, zuweilen mehr als die fürs Geschirr. Sie hängen bei mir über der Griffstange vom Herd, d.h., schön ausgebreitet und sichtbar.

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  4. Ja, Handtücher zum Hände abtrocknen braucht man in der Küche immer...und wenn sie dann noch so sonnigschön aussehen wie deine macht Händeabtrocknen noch mehr Spaß.

    lg
    birgit

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  5. Die sommerlichen Zitrusfarben, einfach wunderschön! Ich bin ebenfalls ein Fan davon schöne Dinge im Alltag zu verwenden. Bzw. mich im Alltag mit schönen Dingen zu umgeben, damit bringe ich ihnen auch mehr Wertschätzung entgegen, als wenn sie im Schrank versteckt sind. Ich liebe Deine Web-Experimente und -Fortschritte! Liebe Grüße, Gabi

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  6. @Birgit, Kathrin und Gabi:
    1000 Dank! Dass diese zitrusfarbenen Tücher ein so großes positives Echo bei meinen Leserinnen finden würde, hat mich überrascht. Wahrscheinlich habe ich sie beim Weben so lange vor mir gesehen, dass ich die Wirkung der Farben nicht mehr erkannt habe. Heute habe ich das erste Tuch in Gebrauch genommen und erfreue mich daran.

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  7. Wie schön! Meine Farben wären das auch nicht, aber die Farbzusammensetzung ist dir ganz wunderbar gelungen. So Tücher in Waffelbindung hatte meine Mutter auch, gibt es die noch?
    Kannst du denn auf deinem Webrahmen auch Geschirrtücher weben, oder geben das die Gattergarne nicht her? Ich kaufe gerne schöne handgewebte Geschirrtücher, ich finde die einfach sehr wertvoll. Liebe Grüße Christiane

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    1. Ja, ich hatte die Idee, dass ich mal aus meinem gewohnten Farbschema rauswollte. Waffelpikee als Meterware kann man natürlich kaufen und daraus Handtücher nähen. Soweit ist weiß, war das früher das Frotteehandtuch unserer Zeit.
      Bei meinem Webrahmen kann man zwei Gatterkämme hinereinander einsetzen und dann dünnes Garn verwenden, so dass man an Geschirrtücher der bekannten Art einigermaßen nahe rankommt, aber ich traue mich im Moment noch nicht, das auszuprobieren. Ich habe zwar Anleitungen in Büchern, würde mir das aber lieber von meiner Weblehrerin zeigen lassen. Auch wenn die Corona-Einschränkungen das zulassen, überlege ich, was ich selbst verantworten will.
      In einer Weberei in Südtirol habe ich mal ein Geschirrtuch aus reinem Leinen zu seinem beachtlichen Preis gekauft, aber die Qualität ist phänomenal und das Tuch ist der Star unter meinen Geschirrtüchern.

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  8. Phantastisch! Ich würde mich nicht trauen, sie zu benutzen. Deine Webarbeiten sind alle beeindruckend schön, sonnengelb genauso wie in Blautönen. Viel Freude daran! Regina

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    1. Danke für deinen Kommentar, aber: nein, nein, nein - benutzen, benutzen, benutzen! Das Schöne für uns Weber ist ja, wenn die Tücher fleckig oder sonstwie unansehnlich geworden sind, haben wir die Freude, neue weben zu dürfen.

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  9. Wunderschön!!!! Was für ein Garn hast du verwendet???
    Liebe Grüße Jeannette

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    1. Danke für dein Interesse. Wie ich im Beitrag geschrieben habe: mein Garn war ein Bobbel-Garn aus reiner Baumwolle. Den Händler möchte ich hier nicht nennen, aber wenn du im Netz mit den genannten Stickworten suchst, solltest du fündig werden. Wenn nicht, schreibe mir eine Mail.

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  10. Wunderschöne Tücher, deine Erklärung klingt wie liebevolles Gemecker wegen dem gefachten Garn, wie auch immer, ich persönlich finde die Arbeit die du dir damit gemacht hast sehr schön.
    Liebe Grüße anne

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