Sonntag, 29. Oktober 2023

Stoffspielereien im Oktober 2023

Das Thema ist diesmal: Mosaik - Bruchstücke.

Ich habe kürzlich einen kleinen Wandquilt aus "Bruchstücken" - ich nenne sie jetzt mal so - genäht, den ich heute präsentieren möchte. In der Hoffnung, dass das noch dem Thema angemessen ist.



Das Muster fußt auf dem Ostomachion. Und da das mit Mathematik zu tun hat, lasse ich wieder (wie auch hierhier und hier) meinen Mann zu Wort kommen, der sich auf diesem Gebiet viel besser auskennt.

Das Ostomachion ist ein dem Tangram ähnliches Puzzle, das mit Archimedes von Syrakus in Verbindung gebracht wird.

Über das Leben von Archimedes weiß man wenig Gesichertes. Er lebte von 287 v.u.Z. bis etwa 212 v.u.Z. in der Hafenstadt Syrakus auf Sizilien, die damals ein Teil Griechenlands war. Zur Verteidigung seiner Stadt soll er u.a. Wurfgeschütze erfunden haben, die auch funktioniert haben sollen, im Gegensatz zu Entwürfen von da Vinci. Sowohl zur Mathematik als auch zur Physik hat er bedeutende Beiträge geleistet. Einige seiner mathematischen Überlegungen haben noch die neuzeitliche Mathematik befördert, besonders die Analysis.

Die Teile des Ostomachion kann man - wie beim Tangram - verwenden, um interessante Figuren zu legen. Diesen Aspekt erklärt auch die Wikipedia. Für Archimedes waren aber zwei andere Aspekte wichtig:

1) Die Flächeninhalte der verschiedenen Teile sind alle ganzzahlige Vielfache des Flächeninhalts der kleinsten Figur, also das Doppelte oder das 7-fache, nicht aber das 1,5-fache.Ein Quadrat so anspruchsvoll aufzuteilen, passt gut zu Archimedes’ Freude an komplizierten Fragestellungen. Die Größenverhältnisse wurden bei der Farbgebung zugrunde gelegt. Die beiden kleinen blauen Dreiecke entsprechen der Flächeneinheit und das Bild zeigt die Vielfachen.

2) Man kann mit den 14 Teilen natürlich unendlich viele phantasievolle Figuren legen. Archimedes dachte aber darüber nach, auf wieviele Arten sich aus den Teilen ein Quadrat legen lässt. Das sind ganz schön viele, wie man seit 2003 weiß. Mit einem Computerprogramm fand der Mathematiker Bill Culter 536 wirklich unterschiedliche Möglichkeiten. Auf wieviele Möglichkeiten Archimedes gekommen ist, weiß ich nicht.

Soweit der Göttergatte.

Wie bin ich darauf gekommen? Bei einem Museumsbesuch in Iraklion, Kreta, gab es im Shop das Ostomachion als hübsches Legespiel mit den 14 Teilen aus Messing auf einer Holzplatte.

Ich habe dann die Abbildung vom "Beipackzettel" als Vorlage genommen ...


... und mir eine Skizze gemacht mit der Farbaufteilung:


Beispiel: Die mit 12 gekennzeichnetes Flächen (5 Stück) haben den gleichen Inhalt und haben die Farbe grün bekommen. Usw.

Ich habe hauptsächlich mit der Foundation Paper Piecing-Technik gearbeitet. Die Quilterinnen unter uns werden wissen, wie das geht, für alle andern versuche ich eine kurze Erklärung: Die einzelnen Teile werden mit Nahtzugabe zugeschnitten und auf ein original großes Papier genäht, wobei man eine gewisse Reihenfolge beachten muss, damit es klappt. Das Papier wird nach Fertigstellung entfernt.

In meinem Fall musste ich mir die Reihenfolge gut überlegen. Ich habe mir die Mittellinie, die das Quadrat halbiert, zu Nutze gemacht, zunächst jeweils die zwei Bildhälften separat zusammengesetzt und diese dann mit einer langen Naht verbunden. Dummerweise habe ich vom Entstehungsprozess keine Fotos.

Mein Stapel Cona-Cotton aus dem Vorrat hat die Farben hergegeben, die ich für eine Darstellung mit der richtigen Aussage brauchte. Dann waren meine Nähfähigkeiten gefragt: Die Nähte sollen schön aufeinander treffen, spitze Winkel wollen gemeistert werden und am Ende muss in der Mitte alles passen.

Wenn man genau hinschaut, kann man sehen, dass ich eine andere Aufteilung gewählt habe, als bei den Messingteilen; da war mir die untere rechte Ecke mit den spitzen Winkeln zu schwierig zu nähen ....

Kleiner Exkurs:

Dieser Quilt ist der dritte in einer kleinen Reihe von mathematischen Quilts, die alle die gleiche Größe, den gleichen schwarzen Rand und das gleiche graue Binding haben. Sie hängen im Zimmer meines Mannes nebeneinander. Wenn ich meinen Blog durchgehe auf der Suche nach den Posts über diese Quilts, sehe ich, dass ich sie gar nicht gepostet habe! Ups! Sehr nachlässig von mir. Ich sollte das nachholen. Aber einen Link kann ich hier anbringen: Dieser Post zeigt vier flächenmagische Quadrate, die ich als Untersetzer gearbeitet hatte. In Groß (55x55cm) gibt es ein Motiv aus dieser Reihe. Und da ist wenigstens ein weiterer mathematischer Quilt, der gepostet ist: Die Möndchen des Hippocrates. Das Sierpinski-Dreieck habe ich auch in Stoff "verewigt", aber leider auch nicht gepostet. Also, da gibt es einiges nachzuholen.

Nun aber zurück zu den Stoffspielereien von heute!

Elvira sammelt auf ihrem Blog die Spielereien von diesem Monat, bitte hier klicken, um alle Beiträge zu sehen und zu lesen.

Am letzten Sonntag im November gibt es die letzten Stoffspielereien in diesem Jahr (im Dezember ist Weihnachtspause); da erwartet uns das jahreszeitlich passende Thema "Schneeflocken", vorgeschlagen von Kerstin/Stoffnotizen. Sehr willkommen sind immer neue Stoffspielerinnen, die sich beteiligen möchten. Eine Einladung findet sich auch auf der Homepage der Stoffspielereien. Dort werden auch die Themen für das nächste Jahr veröffentlicht.

17 Kommentare:

  1. Ich finde Patchwork kann schon als Mosaik gelten, man muß nicht unbedingt die Fugen zwischen den einzelnen Teilen haben, bzw die Nahtlinie ist ja auch eine Art Fuge. Dein Patchwork gefällt mir sehr, die Farben und die schöne geometrische Aufteilung. Mein Mann wäre von dem mathematischen Hintergrund genauso begeistert, vielleicht weise ich ihn auf deinen Beitrag hin. LG Gabi

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  2. Liebe Beate, wie genial! Und ob das ins Thema "Brüche" passt, und wie! Ich habe Mathematik in der Schule immer geliebt, ganz im Gegensatz zu vielen meiner Klassenkolleg:innen. Dass dein Mann seine Freude mit dieser Spielerei hat, kann ich mir vorstellen. Ich finde sie faszinierend! Schön, dass du wieder mitmachst! Liebe Grüße, Gabi

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    1. Herzlichen Dank, Gabi. (Genial ist schon sehr hochgegriffen!)

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  3. Liebe Beate, ebenso wie du habe ich eher den Begriff "Bruchstücke" aufgenommen, und dein Beispiel finde ich großartig! Besonders die Überlegung, wie du die Farben je nach Flächenverhältnis auswählst, prima.Bislang fesselte mich nur das "Chinese puzzle", aber jetzt werde ich mir das Ostomachion auch einmal vornehmen. Vielen Dank für das schöne Beispiel, liebe Grüße von Tyche

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    1. Danke sehr! Ja, auf die Wahl der Farben kam es hier an.

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  4. Ein wundebarer Beitrag wie ich finde! Deine Farbaufteilung finde ich sehr spannend und ungewöhnlich.Ich überlege gerade wie es wäre, wenn alle von uns mit dieser Vorlage ein quadrat mit unis gestalten. Oder wenn deine Farben in den Flächen wandern würden und man es nebeneinander sehen könnte. Ich bin ganz fasziniert und das Kopfkino läuft!
    Viele Grüße, Karen

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    1. Danke Karen. Das ist übrigens eine super Idee: Alle Stoffspielerinnen arbeiten an einem Projekt, das am Ende zu einem großen Ganzen zusammen gesetzt wird. Wir sollten das mal bei Gabi einbringen .....

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  5. Letztens habe ich ein Tangram im Spielzeugmuseum Sonneberg gesehen, das erscheint mir ähnlich. Dein Beitrag ist spannend nicht nur wegen dem mathematischen Hintergrund (hatten wir auch schon mal als Thema). Mir gefallen Deine Überlegungen zur Farbwahl und Aufteilung. Bitte zeige gelegentlich die anderen mathematisch inspirierten Blöcke.
    LG Ute

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    1. Ich danke dir Ute. Ich kann mich gar nicht erinnern, dass wir Mathematik schon mal als Thema hatten .....? La, ich habe mir fest vorgenommen, meine mathematischen Quilts mal zusammengefasst zu zeigen.

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  6. eine feine komposition und danke für deine informationen dazu !
    liebe grüsse
    mo

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  7. Eine tolle Stoffspielerei! Das Aufeinandertreffen der spitzen Ecken rechts unten hast Du super gelöst. Und: mathematische Hintergründe finde ich immer sehr spannend! Liebe Grüße!

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    1. Viene Dank, Kerstin. Wie oben geschrieben, werde ich die anderen Quilts (hoffentlich) bals hier zeigen.

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  8. Ich habe erst kürzlich ein Mosaik aus Glas gesehen, bei dem die Bruchstücke direkt im Ofen, durch vermutlich viel Hitze und Zeit miteinander verbunden wurden. Das Ergebnis grossartig und keine Fuge...
    Also würde ich sagen, Thema definitiv nicht verfehlt und sieht grossartig aus.
    Liebe Grüsse Sabine

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  9. Dankbar für die Bereitstellung einer frischen Perspektive zu einem bekannten Thema.

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