Montag, 28. Januar 2019

Nadelbrief: Folklore

Auf dem Blog Nahtlust.de gibt es eine Ganzjahres-Aktion, bei der man zu einem wöchentlich wechselnden Thema Nadelbriefe nähen kann. Die Initiatorin Susanne, eine große Nadelbrief-Liebhaberin und -Künstlerin, hat uns schon viele tolle Beispiele gezeigt. Auf ihrem Blog gibt es ein Nadelbrief-Tutorial, eine Übersicht der Themen (Link hier) und eine Möglichkeit, das ganze Jahr über die eigenen Werke zu verlinken.

Ich gestehe, ich habe bisher keinen einzigen Nadelbrief besessen - und ihn auch nicht vermisst - , sehe aber inzwischen ein, dass diese Dinger ganz praktisch sein können. Aber hier geht es in erster Linie darum, dass sie, im Rahmen dieser Aktion gefertigt, für uns Textil-Kunsthandwerkerinnen die Möglichkeit bieten, neue Techniken und Ideen auf kleinstem Raum und ohne allzu großen Aufwand auszuprobieren. Und so verstehe ich auch meine ersten Nadelbrief-Versuche.

Das Thema der vierten Kalenderwoche ist "Folklore". Das war für mich der Anlass, Mola auszuprobieren. Was ist Mola?



Molas sind Applikationsarbeiten, die traditionell von den Cuna-Indianerinnen aus Panama und Kolumbien hergestellt wurden und werden. Die ersten Kleidungsstücke, die an Molas erinnern, kann man auf das Ende des 19. Jahrhunderts datieren. Das Wort kann Tuch, Kleidung oder Bluse bedeuten und es waren ursprünglich auch Blusen, deren Vorder- und Rückseiten mit Mola-Motiven dekoriert wurden. Auch heute noch beherrschen fast alle Cunafrauen die Mola-Technik und die Mädchen werden sehr früh darin angeleitet. Der deutsche Wikipedia-Eintrag gibt eine sehr kurze, der englische schon eine etwas längere Einführung ins Thema, die Bildersuche im Netz (mit dem Zusatz Textil, sonst kommen Fische) ist da eigentlich sinnvoller.

Für meine eigene Mola-Arbeit war mir das Buch von Kate Mathews, Molas, Muster, Techniken, Projekte für farbenfrohes Appiqué  (Haupt Verlag) eine Hilfe, außerdem diese gute verständliche Anleitung aus dem Web.

Charakteristisch für Mola sind, wie der Buchtitel andeutet,  auch die kräftigen Farben. Diese habe ich bei meinen Stoffresten vom Holzstempeldruck-Quilt (was für ein Wort!) gefunden. Die bedruckten Quadrate in meiner Restekiste haben mich auf die Idee gebracht, das Stempelmuster als Vorlage für die Mola-Motive zu verwenden. Dafür habe ich zwei Stoffstücke mustergenau übereinander gelegt, fixiert und dann bestimmte Bereiche aufgeschnitten:


Man schneidet in der Mitte auf, schlägt die Schnittkanten mit Hilfe der Nähnadel 2 bis 3 mm nach hinten um und näht die gefaltete Kante ganz knapp fest. Damit nicht alles auseinander fällt, schneidet man Schritt für Schritt: einige Zentimeter schneiden, dann nähen, dann wieder schneiden. Zunächst hatte ich gedacht, dass das endlos dauern würde, war aber überrascht festzustellen, dass es doch ganz flott geht. Aber man muss sehr akkurat nähen und ein wenig Übung ist ratsam. Ich habe zwei Anläufe mit Übungsstücken gebraucht, bis ich die Technik einigermaßen raus hatte.


Bei meinem Mola sind drei Farben sichtbar; rot und blau sind die Stoffstücke, mit denen ich begonnen habe, die orangefarbene Mitte habe ich von einem dritten Stück ausgeschnitten und aufgesetzt.
Um das Stempelmotiv herum habe ich noch vier kleine Bögen gesetzt. Auf dem folgenden Foto sieht man zwei fertige und zwei vorgezeichnete:



Dann wollte ich gern noch die Mitte dekorieren und bin auf die Idee mit einem kleinen Knopf gekommen. Das ist vielleicht nicht wirklich typisch, hat mir aber gefallen. Der Rest des Nadelbriefs sind dann unbearbeitete Stoffe, nur mit Print:

Vorderseite


Rückseite

Innenseiten, mit verdecktem Motiv

Das hat Spaß gemacht und ich darf sagen, dass ich mit einer größeren Arbeit Mola höchstwahrscheinlich nicht ausprobiert hätte. Also dem Nadelbriefchen sei Dank.
Und ich habe doch tatsächlich schon das nächste begonnen ...

Verlinkt bei: Das große nahtlust Nadelbrief-Jahr 2019

10 Kommentare:

  1. Wow - ist das schön geworden! Ich bin hellauf begeistert und denke gerade: Wie akkurat das Muster doch ist! Herrlich und absolut Folklore! Danke, dass du die Nadelbriefe auch für das ein oder andere Stoff- und Farb- und Musterexperiment nutzen magst. Dafür sind sie doch perfekt, oder?! :-) Danke fürs Verlinken und nun bin ich gespannt, welches Thema bei dir als nächstes unter der Maschine liegt.... die Meerjungfrau etwa? LG. Susanne

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    1. Oh, ein Lob der Expertin - ich freue mich, danke. Aber nein, die Meerjungfrau ist nicht als nächstes dran ...

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  2. Die Mola-Technik ist schon faszinierend und kommt bei Dir hier wirklich in einer farbenfrohen Folklore-Version daher.
    Und mir geht es auch so, dass die kleine Größe zum Ausprobieren reizt, sei es die Technik für das Äußere oder ein ausgefeiltes Innenleben.
    Liebe Grüße
    Ines

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    1. Danke. Ich denke auch, das Reizvolle ist die Möglichkeit des Ausprobierens. Ich bin auch gespannt, auf wie viele Nadelbriefe ich im Laufe des Jahres kommen werde.

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  3. Diese Technik kannte ich bislang noch nicht, sieht wirklich klasse aus und passt perfekt zum Thema. Tolle Idee!
    liebe Grüße,
    Kerstin

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  4. Eine sehr schöne variante der Mola-Technik. Und du hast auch die detaillierte Nähanleitung, die ich mir gespart habe. Da ergänzen wir uns ja tatsächlich. Feine Blogrunde.
    Liebe Grüße, Elvira

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    1. Gerade habe ich erst deinen Beitrag entdeckt. In der großen, weiten Welt der textilen Techniken haben wir tatsächlich die gleiche Kunst gewählt - schön.

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  5. Eine schön, kommt hier die Molatechnik zur Geltung. Welch eine kleine und genaue Arbeit. Das Nadelbriefchen sieht super schön aus.
    Liebe Grüße
    Monika

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  6. Superschön und fein erklärt, danke dafür! Mola steht auch auf meiner will-ich-mal-ausprobieren-Liste, jetzt hast Du mir wieder einen Stups in diese Richtung gegeben! Na, es stehen ja noch einige Nadelbriefchen am Programm, dieses Jahr. Vielleicht ergibt sich... lg, Gabi

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