Im November letzten Jahres habe ich hier
ein graues Shirt mit angenähtem Schal gezeigt. So richtig glücklich war ich mit diesem Modell nie. Der Schal legt sich nicht so um den Hals wie ich mir das vorstelle, also habe ich ihn wieder abgetrennt und den Halsausschnitt neu eingefasst. Nun habe ich ein langweiliges, graues Shirt:
Aber: beschäftige ich mich nicht gerade mit Stoffmanipulationen?
Dieses graue Shirt wird nun zum Prototypen für Reversapplikationen mit Jersey. Die Inspiration kam wieder von
Alabama Chanin, meine Aus- und Durchführung unterscheidet sich jedoch von Chanins Werken vor allem, weil ich mit der Maschine genäht habe.*
Und dies ist das Ergebnis:
Und so bin ich vorgegangen:
- das Muster auf reißbares Stickvlies aufzeichnen,
- auf dem Stoff anordnen und feststecken,
- unter dem grauen Stoff - im gleichen Maschenlauf - den schwarzen Stoff anordnen und zwar so, dass das Muster überall unterlegt ist,
- nun liegen von oben nach unten übereinander: Stickvlies, grauer Stoff, schwarzer Stoff; die Stoffe mit der rechten Seite nach oben,
- stecken und gut heften, beachten, dass nichts verschoben ist und sich keine Fältchen gebildet haben,
- mit der Maschine über die Linien des Musters nähen, und zwar mit dem Stich für elastische Stoffe,
- das Stickvlies vorsichtig (in Worten: vorsichtig) abreißen, Reste mit einer Pinzette wegzupfen,
- den grauen Stoff innerhalb der Motive dicht an der Naht herausschneiden, wiederum mit viel Vorsicht, damit man weder in die Naht noch in den darunter liegenden schwarzen Stoff schneidet,
- innen den überstehenden schwarzen Stoff ein paar Millimeter neben der Naht abschneiden.
Sicherlich ist es eher ungewöhnlich, das Stickvlies auf der Oberseite des Stoffs zu platzieren, aber bei mir hat es funktioniert. Es hat mir das Aufzeichnen des Motivs auf dem grauen Stoff erspart; von der Rückseite wollte ich nicht nähen, der Jerseystich sieht von links weniger attraktiv aus.
Ist das Ganze haltbar und kann man das Shirt weiterhin in der Maschine waschen? Ich denke ja, ich habe es an meiner Musterprobe getestet:
Weitere Fotos:
von hinten
Ärmelmotiv
Motiv in der Nahaufnahme
und noch größer...
von innen
Natürlich hat meine Art der Reversapplikation eine andere Optik als Natalie Chanins Werke und gerade ihre handgenähten Stiche machen den besonderen Charme aus, aber ich wollte sie nicht 1:1 kopieren, sondern meinen eigenen Weg finden, um diese faszinierende Technik umzusetzen.
Und es wird weitergehen...
Ich habe noch ein weiteres Shirt, das mir so, wie es ist, nicht gefällt; dieses hier:
Der Schnitt stammt aus einer älteren Ausgabe eines Bernina-Kundenmagazins. An diesem Modell hatte mir ursprünglich hauptsächlich der Kragen gefallen. Er ist wie ein sehr halsferner Rollkragen konstruiert, der in der vorderen Mitte geteilt ist und dessen (leicht angekrauste) Enden einige Zentimeter überlappen. Da ich mich nach ein paarmal Tragen noch nicht so recht mit diesem Kragen anfreunden konnte, überlege ich, ob ich ihn entferne/verändere, wenn ich hier die Applikationen arbeite. Ich habe auch die im Originalmodell vorgesehenen Ärmelbündchen gearbeitet, was mir nicht mehr gefällt, denn ich finde sie zu "sportlich".
Also: eventuell ein anderer Halsausschnitt und bestimmt andere Ärmelabschlüsse. Und wieder Reversapplikationen - das ist sicher.
Natürlich: Wenn man von vorn herein ein Shirt mit Reversapplikationen plant, würde man zunächst die Teile zuschneiden, die Applikationen ausführen und dann erst die Teile zusammennähen. Das erleichtert das Arbeiten der Applikationen erheblich.
Da ich hier "Blut geleckt" habe, kann ich schon verraten, dass ich bereits neu gekauftes Material zu Hause liegen habe um ein Shirt "von 0 auf 100" in dieser Technik zu nähen. Pläne sind gemacht, Muster sind entworfen - ich kann kaum erwarten loszulegen!
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* Die Idee mit der Hand zu nähen - was bisher nicht mein Ding war - arbeitet jedoch in mir. Mal schauen, was demnächst dabei heraus kommt...