Das erste Thema nach unserer langen Sommerpause lautet: Naturfasern verarbeiten, mit Naturfasern färben. Das Mutter-Töchter-Gespann von Petersilie & Co. hat das Thema weit gefasst. Ich möchte meine Naturfärbungen von diesem Jahr zeigen.
Ich beginne mit der Färbung, die erst am letzten Wochenende entstanden ist. In unserem Gartenbeet tauchten im Frühjahr ein paar Färberwaid-Pflanzen auf, die ich gar nicht ausgesät hatte. Da waren wohl noch ein paar Samen vom letzten Jahr in der Erde. Aber wenn die Pflanzen schon mal da sind, lasse ich sie natürlich stehen und hoffe auf genug Ertrag für eine Färbung. Die letzte Färbung in 2023 war mir nicht gut gelungen. Es könnte daran gelegen haben, dass das Indikatorpapier, das man zur pH-Wertbestimmung braucht, nicht mehr funktioniert hat. Und auch der Entfärber, der im Färbeprozess benötigt wird, kann zu alt gewesen sein. Im Nachhinein habe ich irgendwo die Info aufgeschnappt, dass bei beidem die Wirkung nachlassen kann. Also habe ich beides neu besorgt.
Zunächst habe ich die abgeschnittenen Blätter gewaschen, dann grob zerkleinert:
Dann habe ich das Pflanzenmaterial mit kochendem Wasser übergossen und 45 Minuten (oder auch länger) stehen gelassen. Im nächsten Schritt wurden die Blätter abgeseiht, die Brühe hat jetzt eine bräunliche Farbe und wird, wenn nötig, wieder auf 50°C erhitzt. Der pH-Wert wurde (mit Hilfe des Indikatorpapiers) bestimmt und durch Zugabe von Waschsoda auf 9 bis 10 eingestellt:
Jetzt musste dem Wasser Luft zugeführt werden; das kann man erreichen, indem man es 5 bis 10 Minuten zwischen zwei Eimern oder Töpfen hin und her schüttet. Dabei bildet sich etwas Schaum auf der Oberfläche.
Danach war der Entfärber an der Reihe. Ca. zwei Teelöffel auf die Oberfläche gestreut und vorsichtig untergerührt, lassen die Flotte gelb werden. Danach folgte wieder eine Ruhe-Phase von ca. 45 Minuten. Wenn dann auf der Oberfläche eine kupfrig-schimmernde Schicht zu sehen ist, kann man mit dem Färben beginnen. Falls nötig, die Temperatur wieder auf ca. 50°C bringen.
Ich habe zwei (ungebeizte) Stränge Merino/Seide (80/20%) gleichzeitig hinein getan.
10 Minuten waren sie drin, dann wollte ich unbedingt sehen, ob die Farbe nach blau umschlägt, wenn das Garn an die Luft kommt. Und tatsächlich:
Im Idealfall lässt man das Garn so lange an der Luft, wie es auch in der Farbflotte war. Dann kann man es wieder hineingeben und den Vorgang mehrfach wiederholen. Ich dürfte es dreimal gemacht haben.
Den zweiten Färbedurchgang habe ich mit einem Strang Schurwolle/Alpaka (50/50%) gemacht. Die Farbe war etwas schwächer und das Ergebnis ein wenig meliert. Hier sind die Garne nach dem Trocknen; gespült sind sie noch nicht. Damit warte ich bei Naturfarben in der Regel immer eine Weile.
Merino/Seide |
Schurwolle/Alpaka |
Schurwolle/Alpaka |
Die Fotos geben leider die Farben nicht naturgetreu wieder. Das Garn ist in natura weniger grün, etwas blauer und nicht grau. Gefällt mir aber durchaus und für das echte Indigoblau habe ich ja noch Pulver im Vorrat und dieses hier:
Das war ein Fund auf einem Wochenmarkt in Südfrankreich. Ich habe natürlich sofort zugegriffen.
Eigentlich ist dieser Post nun schon lang genug und ich will die Geduld meiner LeserInnen nicht weiter strapazieren - zumal es heute noch viel mehr zu lesen gibt. Nämlich hier, wo auf dem Blog der "Petersilien" die Stoffspielereien zusammengetragen werden, die heute zum Thema entstanden sind. Vielen Dank für das Thema, das genau nach meinem Geschmack war. Sehr gespannt bin ich auf das, was meine Mitspielerinnen gemacht haben.
Ich werde dann an einem der nächsten Tage die anderen Garne (siehe erstes Foto oben), die ich dieses Jahr gefärbt habe, vorstellen.
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Bei den Stoffspielereien kann jeder mitmachen, der zum gestellten Thema etwas Textiles werkeln möchte.
Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfekt-Sein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.
Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.
Die nächsten Termine:
- 27.10.2024: „dreidimensional/skulptural“ bei zwisch-en-durch
- 24.11.2024: „zweiseitig-vielseitig“ bei Tyche
Ich bin schön sehr gespannt auf deine nächsten Färbeexperimente! Deine Wolle mit Färberwaid ist wunderschön geworden! Überraschend ist immer wieder wie unterschiedlich Materialien auf das Farbbad reagieren. Danke für die ausführliche Beschreibung des Prozesses. Liebe Grüße, Silvia von Petersilie &Co
AntwortenLöschenIch danke dir!
LöschenWieder sind Dir sehr schöne Färbungen gelungen! Der Farbwechel des Indigo an der Luft ist wirklich faszinierend. Ich bin schon sehr gespannt zu lesen, mit welchen Pflanzen Deine anderen diesjährigen Färbungen gezaubert wurden! Liebe Grüße
AntwortenLöschenVielen Dank! Ich muss alles noch fotografieren, dann kommt der angekündigte Post.
LöschenLiebe Beate, die Farbvielfalt auf deinem ersten Bild ist wunderbar, und da freue ich mich auch schon sehr auf deinen noch kommenden Bericht! Toll, dass du den ganzen Prozess, vom Ansetzen der Küpe mit dem Färberwaid bis zum Endergebnis zeigst. Spannend, dass die Farben hier eher grünlich wirken. Würde es, glaubst du, auf Pflanzenfasern wie Baumwolle oder Leinen blauer werden? Für den nächsten Sommer nehme ich mir dann unbedingt das Färben auf die Liste, der Dinge, die ich machen möchte! Liebe Grüße, Gabi
AntwortenLöschenDanke! Ich habe es zwar noch nicht ausprobiert, aber ich glaube, auf Pflanzenfasern dürften die Ergebnisse ziemlich ähnlich sein. Ich werde mir merken, das mal zu testen.
Löschenlesen ... aber noch nie selber experimentiert...
AntwortenLöschenDie Wolle ist sehr schön geworden. Du hast offenbar schon viel Erfahrung mit dem Pflanzen färben, danke für deinen ausführlichen Bericht. LG Gabi
AntwortenLöschenVielen Dank. Gerne.
LöschenEin ausführlicher Bericht, und noch mehr zu erwarten, vielen Dank. Ich mag die zarten Grüntöne und könnte damit leben, dass Naturfarben eben nicht so kräftig sind, ohne chemische Hilfsmittel. Was ja aber auch oft nur Naturmittel sind, eigentlich. Ich habe noch 1kg Färbewolle auf Lager, da freue ich mich auf deine nächsten Berichte, bevor ich selbst loslege. Liebe Grüße, Elvira
AntwortenLöschenIch danke dir. Apropos zarte Pflanzenfarben: Unter den Färbungen, die ich noch zeigen will, sind auch ein paar kräftige.
LöschenLiebe Beate, das sieht ganz schön aufwendig aus - und man sieht auch gleich, wieviel Erfahrung Du mit der Färberei hast. Ich finde es sehr gut, zu sehen, wieviel Arbeit, Zeit und auch Gefäße man braucht, schon bei einem kleinen Stück Färbegut. Deine kommenden Färbungen werde ich mir bestimmt anschauen. Und - ich habe gelernt, daß man Frischgefärbtes nicht sofort wieder ausspült. Danke für Deinen Bericht, liebe Grüße von Tyche
AntwortenLöschenJa, ein wenig aufwändig ist das, aber ich habe inzwischen die Ausstattung füs Färben, dann ist es kein Problem. Nur das Wetter muss passen, denn ich mache das gern draußen.
LöschenVielen Dank. Meine gefärbten Garne werden inzwischen gewebt.
AntwortenLöschenWow, eine Färbung mit Färberweid finde ich spannend denn dafür gibt es hier in Thüringen viele historische Spuren mit blauen Ergebnissen. Fasziniert lese ich von Deinen Erfahrungen und Analyse möglicher Fehlerquellen, gleichzeitig überfordert es mein eigenes Allgemeinwissen dazu. Deine Ergebnisse vom Färben bewundere ich immer. Da hast Du schon einige Erfahrungen gesammelt und wie ich lese auch passende Ausstattung.
AntwortenLöschenLG Ute
Danke für deinen Kommentar. Ja, dass in Thüringen Blaufärberei betrieben wurde, habe ich u.a. in Dorothea Fischers Buch (sehr umfassendes Buch über Naturfärben) gelesen.
LöschenWie gut, dass es das Video gibt, da kann man ja wirklich richtig zukucken ... verfitzen sich die Fäden dabei nicht total oder ist das kein Problem? (amberlight)
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