Sonntag, 28. Oktober 2018

Stoffspielereien im Oktober 2018: Seide

Herzlich Willkommen zu den Stoffspielereien im Oktober. Als Gastgeberin durfte ich das Thema auswählen. Es lautet: Seide.



Bevor ich mein eigenes Projekt vorstelle, möchte ich gleich zu Beginn die Beiträge der anderen Stoffspielerinnen auflisten. Ich werde im Laufe des Tages die Sammlung ergänzen und wenn ich einen Beitrag nicht selbst finde, bitte ich um einen Hinweis in den Kommentaren. (Stichwort: Kommentar. Zuletzt hatte ich Probleme, bei anderen zu kommentieren; ich hoffe, dass es heute klappt, ansonsten bitte ich um Nachsicht.)



Seide ist ein ganz besonderes Material. Sie ist, ebenso wie Wolle, tierischen Ursprungs. Der Seidenfaden wird aus dem Kokon gewonnen, den die Seidenspinnerraupe Bombyx Mori ausscheidet, um sich darin zu verpuppen. Dabei entsteht ein kilometerlanger Endlosfaden, der von der taubeneigroßen Hülle abgehaspelt wird, nachdem der Falter kurz vor dem Schlüpfen in heißem Wasserdampf getötet wird. Wenn man das aus ethischen Gründen ablehnt und trotzdem nicht auf Seide verzichten möchte, kann man zu Wildseide greifen. Für diese Seidenart werden Kokons verwendet, aus denen der Falter meist bereits ausgeschlüpft ist. Wegen des Schlupflochs lässt sich jedoch kein langer zusammenhängender Faden mehr abhaspeln; die kürzeren Fadenstücke müssen vor der Weiterverarbeitung zunächst versponnen werden. Das hat Einfluss auf die Qualität der Seide. Der Faden hat weniger Glanz, ist rauher und enthält teilweise Farbpigmente. Zu diesen Seidenarten zählen u.a. die Tussah- und Bouretteseide.

Ich habe für mein Projekt Maulbeerseide verwendet. Vor einiger Zeit hatte ich die Gelegenheit, ein Bündel weiße Seidenreste zu kaufen, alle etwa ähnlich in Größe, Stärke und Gewicht, nur ein Stück hat eine besondere Webung. Tierische Fasern lassen sich ja sehr gut mit Pflanzenfarben färben, also habe ich meinen Färbetopf hervorgeholt und eine Sandelholzfärbung angesetzt.



Dafür habe ich mich an die Anleitung in Dorothea Fischers Buch "Naturfarben auf Wolle und Seide" gehalten. Meine Stoffstücke habe ich genau in der Mitte geteilt, um zwei identische Züge in zwei Farbtönen färben zu können.



Das Format der Stoffstücke hat dann die Weiterverwendung vorgegeben: Es sollte ein Schal werden. Entscheiden musste ich dann noch über die Anordnung der Teile: gemischt oder nach Farbtönen getrennt, eher breiter und kürzer oder schmaler und länger? Da ich einen Schal vorziehe, dessen Enden wenigstens bis zur Taille herunterhängen, wenn man ihn einmal um den Hals wickelt, wurde mein Exemplar 2,40m lang - einschließlich Fransen. Für die Fransen habe ich auf dünnes Seidengarn zurückgreifen können, das bereits da war, denn ich hatte schon vor einiger Zeit einmal mit Sandelholz gefärbt - ebendieses Garn und ebenfalls in zwei Farbtönen. Es passte perfekt.

Dann war auch die Entscheidung für die Aufteilung der zwei Farbtöne gefallen: Die Stoffe aus der ersten Färbung bilden zusammen die eine, die aus der zweiten Färbung die andere Schalseite. Und da zwei unterschiedliche Schalenden interessanter aussehen als zwei identische, sind die letzten Stoffstücke unterschiedlich lang und die Fransen auf der einen Seite heller und auf der anderen dunkler.






Und was macht man normalerweise aus Garn? Stricken! Wie wäre es dann mal mit Armstulpen?



Für die Fotos habe ich den Schal zu dem schwarzen Outfit kombiniert, dass ich gerade getragen habe; das passt jedenfalls schon mal.




Zu einem Kleid wäre es schöner ... Das ist bereits in Planung und es sollte klappen, dass ich Kleid mit Schal z.B. zum nächsten MeMadeMittwoch zeigen kann.

Noch ein Wort zu meinen Fotos: Mit der Wiedergabe der Farben bin ich sehr unzufrieden: Ich habe gestern bei schlechtem Licht fotografiert und dann ein wenig nachbearbeitet; irgendwie sind verschiedene Farbtöne entstanden. Ich werde versuchen, bei besseren Bedingungen neue Fotos zu machen.

Dieses Foto will ich aber noch zeigen, weil es die beiden Farbnuancen und den schönen Glanz des Seidengarns gut zeigt:



Danke an alle Mitspielerinnen des heutigen Sonntags (der in meiner Heimat Hessen gegen Abend noch spannend werden wird). Beim nächsten Mal Ende November ist Ines vom Blog Nähzimmerplaudereien mit dem Thema "Sterne" unsere Gastgeberin. Ich freue mich drauf!


19 Kommentare:

  1. Herzlichen Dank an dich als Gastgeberin,
    und den aufschlussreichen Beitrag zu Seidenfaser. Der Schal ist edel und ganz besonders geworden, typgerecht mit den feinen Farbtönen.
    Schon auf den Fotos mit schwarzer Hose und Pulli sieht er großartig aus. Übrigens - der Glanz der
    Edelseide, den wir so sehr bewundern, rührt vom Querschnitt der Seidenfaser her. Der ist nämlich dreieckig und reflektiert daher das Licht in so besonderer Weise
    Liebe Grüße von Tyche

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    1. Oh, danke für diese Info über die Seide; das hatte ich noch nirgends gelesen.

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  2. Die Farbabstufungen sind wunderschön! Der Schal paßt bestimmt zu mehr Farben als nur zu schwarz. Seide ist immer edel.
    Vielen Dank für das Thema und das Sammeln der Beiträge. Meinen findest Du unter http://www.galerie-der-handarbeiten.de/2018/10/28/stoffspielerei-im-oktober
    Liebe Grüße
    Annelies

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    1. Ja, ich werde auch noch andere Kombi-Farben ausprobieren. Danke fürs Mitmachen.

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  3. Wow! Der selbst gefärbte Schal sieht so toll aus, auch der Farbverlauf, und Deine Anordnung, und mit Fransen - alles perfekt, finde ich. Schönes Thema, tolles Material. Für den nächsten Sommer werde ich mich endlich an eine Seidenbluse trauen. Bislang habe ich mich vor der Verarbeitung von Seide gescheut, aber was ich in letzter Zeit alles mit meiner alten Nähmaschine genäht habe: Und schließlich können wir ja aus Fehlern sehr viel lernen, wie mein heutiger Beitrag zeigt... Liebe Grüße, und danke fürs schöne Thema! Gabi

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    1. Danke! Ich habe hier auch noch ein paar blusengeeignete Seiden liegen ....

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  4. Wirklich sehr edel geworden und kann glatt ein Schmuckstück aus Metall ersetzen. Alles Nuancen gefällt mir ausgesprochen gut.
    Mein Beitrag reiche ich nach, es klappte zeitlich dieses Mal gar nicht.
    viele Grüße, Karen

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    1. Danke dir. Ich habe deinen Blog abonniert und verlinke dann deinen Beitrag sobald ich ihn sehe.

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  5. Der Schal sieht sehr schön aus, und das letzte Bild lässt erahnen, wie besonders er ist. Wahrscheinlich kann man den feinen Glanz und die Farbnuancen gar nicht fotografieren. LG Christiane

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    1. Oh ja, ich hatte in der Tat Probleme beim Fotografieren. Danke für deinen Kommentar.

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  6. Die gestaffelten Farbtöne und verschiedenen Strukturen Deines Schals sind wunderbar. Bestimmt hat er eine unbeschreibliche Haptik und ist ganz leicht. Die Armstulpen passen perfekt. Da kann zwischenrein auch gerne ein farblicher Kontrast.
    Ich hatte schon geahnt, dass bei Dir Färben eine Rolle spielen wird. Schon jetzt bin ich gespannt, was Du noch nachlegst.
    LG Ute

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    1. Ja, ich kann verraten, dass noch Farbe im Topf war und ich noch mehr gefärbt habe. Das werde ich zu gegebener Zeit bloggen.

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  7. Wie schön und edel dein Schal geworden ist! Ich finde vor allem auch die Franzen noch das letzte notwendige Highlight, das sich gut abhebt und den Schal abrundet! Super gelungen und zu einem schlichten schwarzen Kleid ein echter Hingucker! Ich bin leider dieses Mal auch nicht dabei...schade! Lieben Gruß. susanne

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    1. Danke dir. Ja, die Idee mit den Fransen kam mir erst, als ich schon mit dem Schal begonnen habe. Man darf ja mal Glück haben.

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  8. Ein wunderschöner Schal ist da entstanden. Seide ist ein faszinierendes Material. Sehr edel sieht es an dir aus. Leider konnte ich diesmal nicht mitmachen, bestaune aber die entstandenen Werke.
    LG Ute

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    1. Danke für deinen Kommentar und bis zum nächsten Mal.

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  9. Die Färbung mit Sandelholz ist ja wunderschön, das wusste ich gar nicht. Die unterschiedlichen Rosétöne finde ich sehr edel und durch die unterschiedliche Seidenstruktur wurde es ja nochmals ganz leicht unterschiedlich. Zu schwarz sieht es wirklich klasse aus. Und zum Glück waren Deine Färbeversuche nicht so gefährlich wie die bei Gabi....
    Liebe Grüße, dieses Mal nur lesend,
    Ines

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    1. Schade, dass ich nicht noch mehr Stoffe mit unterschiedlicher Struktur hatte, aber auch so bin ich sehr zufrieden.

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