(Für einen besseren Eindruck aufs Bild klicken.)
Meine "Seltene Technik" ist der Hohlsaum. Ich habe keine Ahnung, wie "selten" er wirklich ist, ob er momentan praktiziert wird; man findet im Netz jede Menge Anleitungen aber kaum Berichte von Handarbeiterinnen, die Hohlsaumarbeiten machen und zeigen (oder ich habe sie nicht gefunden).
Für eine Hohlsaumarbeit braucht man unbedingt einen Stoff, bei dem man die Fäden zählen und leicht ziehen kann. Vorzugsweise ein Leinen. Obwohl meine Stoffvorräte und -reste nicht gerade klein sind, hatte ich nichts zuhause, das diese Bedingungen erfüllt hätte. Ich habe also gekauft: ein naturfarbenes Mischgewebe mit hohem Leinenanteil.
Ich habe mich dann an Anleitungen aus dem Netz gehalten: die Brigitte-Homepage hat eine recht gute Beschreibung, bei Handarbeitshaus.de gibt es eine Anleitung, wie man den Saum mit Briefecke und anschließendem Hohlsaum arbeitet und in der Encyclopedia of Needlework sind etliche besondere Stiche abgebildet und beschrieben.
Der handgearbeitete, feine Saum mit Briefecke, bei dem die an der Umbruchkante des Saums verlaufende Hohlsaumlinie den Saum dekorativ fixiert, ist der Klassiker des Hohlsaums. Darauf aufbauend gibt es eine Vielzahl von aufwändigeren Stichen für dekorative Zwecke. Das Prinzip ist immer: Es werden Fäden aus dem Gewebe gezogen, so dass die vertikalen Gewebefäden freiliegen. Diese werden mit dem Stickfaden so umfasst, dass kleine Bündel entstehen, die wiederum in einem oder mehreren folgenden Arbeitsgängen in einem anderen Rhythmus zusammengefasst werden. Schwer zu beschreiben - besser verständlich durch Abbildungen (siehe oben).
Nach ein paar gestickten Probereihen habe ich meinen Stoff in Stücke zerteilt, die in etwa die Größe eines Tischsets haben. Und das ist auch im Prinzip der geplante Verwendungszweck meiner Hohlsaumarbeit.
Zugegeben: Ich habe keine Briefecke mit anschließendem Hohlsaum genäht, sondern meine Stoffstücke nur mit Zickzack der Nähmaschine versäubert um mehr Zeit für die Hohlsaumstiche zu haben. In der äußeren Reihe sind die Basis-Stiche gearbeitet; in der zweiten Reihe habe ich einige Stichvarianten probiert. Klassischerweise wird Hohlsaum mit einem gleichfarbigen Faden gestickt, der dann praktisch unsichtbar ist; ich wollte einen Kontrast und habe einen andersfarbigen Sticktwist verwendet.
Diese kleinen Einportionen-Cocottes verwende ich oft. Sie sind zuweilen praktischer und besser geeignet als eine große Auflaufform. Und sie sind schön. Und sie sind heiß, wenn sie aus dem Ofen kommen und brauchen deshalb eine Unterlage, die Tisch und Tischtuch schützt. Bisher habe ich immer eine gefaltete Serviette untergelegt. Jetzt habe ich etwas Stilvolleres. Die praktische Hausfrau denkt auch an die Wäsche: da werde ich wahrscheinlich ein Problem haben bei meiner Kantenversäuberung.
Ach ja: ein passendes Cocotte-Rezept werde ich gelegentlich nachliefern.
Es hat mir Spaß gemacht, diese "seltene Technik" für mich auszuprobieren. Ohne die Stoffspielereien hätte ich es sicherlich nicht gemacht. Danke also für das Thema und die Anregung. Alle anderen Beiträge werden heute hier gesammelt. Vielen Dank dafür.
Noch einen Dank: für die netten, positiven Kommentare bei den letzten Stoffspielereien. Die Chenille-Duschmatte hat sich nach einer weiteren Wäsche optisch schon verbessert und ich werde demnächst Gelegenheit haben, sie in den Trockner zu geben, aber die nächsten Matten - es sind welche in Planung; einen ausrangierten Biberbettbezug habe ich bereits zur Seite gelegt - werde ich schmaler abnähen, damit der Chenilleeffekt besser rauskommt. Und bei meiner Nachbarin habe ich schon eine Trockner-Session gebucht.
Das passt ganz toll zusammen, auch mit den Farben. Erinnert mich an die 60ties und Skandinavien. Danke!
AntwortenLöschenHehe, ich kann mich erinnern, dass ich im Grundschul-Handarbeitsunterricht einen Hohlsaum fabriziert habe. Das kobaltblaue Deckchen mit roten Stickereien lag lange bei meiner Oma auf einem Tischchen.
AntwortenLöschenFrüher war das total üblich, gerade bei alter Aussteuerwäsche findet man das oft. Aber du hast Recht: Das ist eine aussterbende Technik und ich wüsste keinen, der das in den letzten Jahrzehnten ernsthaft praktiziert hätte.
( Bei der Bedienungsanleitung meiner alten Pfaff ist übrigens beschrieben, wie man einen Hohlsaum mit der Maschine näht. In den frühen 60ern war der Stich also noch sehr gängig.)
(Um deine kleinen Töpfe beneide ich dich- das hat was. Gerade in Kombination mit den Deckchen ist das ziemlich Mid-Century.)
Toll, dass du den Hohlsaum ausprobiert hast. Mir gefällt der so gut. Ich hatte es auch angedachz uind wollte einen Saum an einem Kleid damit sticken, aber dann streikten meine Augen beim Probestück - vielleicht hilft eine neue Brille. Hast Du in einen Stickrahmen eingespannt oder frei gehalten? Und haben deine Augen mitgemacht? Mit welchem Faden (Stickgarn oder Nähgarn) hast du gestickt?
AntwortenLöschenLG Ines
Frei gestickt mit geteilten Sticktwist.
LöschenLG Siebensachen
Oh, ich habe manchesmal Hohlsäme gestickt . Die Technik ist leicht zu lernen , aber der Stoff muß mich unbedingt ansprechen . Mehrere meiner Teddybären haben bestickte Kleidung bekommen . Auch ein paar Säckchen mit Hohlsaum habe ich .
AntwortenLöschenblaues Säckchen mit Hohlsaum
Hohlsaum und Hardanger sind ja Handarbeiten für viel Geduld und fleissige Handstickerinnen. Deine schlichte Version mit verschiedenen Stichvarianten finde ich gelungen für Dein Tischlein Deck Dich.
AntwortenLöschenLG Ute
Schön sind deine Sets geworden!
AntwortenLöschenIch habe mal für meine Schwester zu Hochzeit Tischsets gemacht (das müßte jetzt auch so 20 Jahre her sein...) mit Hardanger-Stickerei und Hohlsaum (blau auf weiß), aber die haben auf Dauer die Maschinenwäschen übel genommen. Es würde mich interessieren, wie das bei deinen Sets sein wird. Wäre schön, wenn du da nochmal berichten könntest.
LG
Marlene
Das weckt auch bei mir alle möglichen Erinnerungen... an meine ungeschickten Hände im Handarbeitsunterricht; an die Zeit, als ich das alles als Altmodisch empfand und wegschieben wollte. Heute kann ich die Schönheit dieser Stickerei genießen. Danke fürs Zeigen!
AntwortenLöschenHohlsaum, da fällt mir sofort der Handarbeitsunterricht ein und eine riesige Tischdecke meiner Schwiegermutter, die damals für die Aussteuer gestickt werden musste. Hach und um die Cocotte-Töpfe schleiche ich schon eine ganze Weile herum.
AntwortenLöschenLG Mirella
Mir gefallen deine Deckchen ebenfalls gut.
AntwortenLöschenIch wollte einmal eine Tischdecke mit Hardanger-Stickereien erstellen. Der erste Schritt war die Umrandung mit einem Hohlsaum und Briefecken. Schon nach dieser Aktion habe ich die Decke meiner Mama gegeben und die hat dann die eigentliche Stickerei durchgeführt. Dieses stetige und genaue Arbeiten ist nichts für mich. Da werde ich hippelig.
LG Martina
So schön, dass du diesen Klassiker gemacht hast, den fast jeder kennt unser Generation., aber keiner praktiziert.Ich habe mich vor vielen Jahren auch mal dran versucht. Diese Technik scheint irgendwie, oder vielleicht auch jede andere, Modeströmungen unterworfen.Als ich Kind war, gab es so etwas in jeder Wohnung.Vielleicht liegt es an dem Boom von Jersey? ich finde es sehr schön und zeitlos schön!
AntwortenLöschenViele Grüße Karen
Ich hatte nicht erwartet, dass sich so viele von euch beim Hohlsaum an frühere Zeiten erinnern. Das liegt bei mir wahrscheinlich daran, dass ich das zu dieser Zeit nicht praktiziert habe. Auf jeden Fall freue ich mich über euer Echo. Danke dafür.
AntwortenLöschenGenau das! Grundschule! .. aber ich mag Hohlsaum sehr gerne. Seit der Grundschule habe ich es auch nicht mehr gestickt.
AntwortenLöschenDanke für die Erinnerung/ Auffrischung.