Freitag, 21. September 2012

Noch eine textile Technik: Eco Print

Warum habe ich das erst jetzt entdeckt?

India Flint gilt als "Erfinderin" des Eco Prints, eine Färbetechnik, bei der die Pflanzenteile ihre Farbe direkt auf den Stoff abgeben. Einen Eindruck bekommt man auf Indias Homepage oder durch ihre Bücher. Ich habe mir kürzlich Eco Colour gekauft und bin begeistert! Auch in Deutschland wird das praktiziert, wie man hier und hier sehen kann.

Ich habe erste Versuche gemacht und dafür kleinere Stofftstücke aus Seide, Baumwolle und Leinen verwendet. Die Stoffe müssen vor dem Färben gebeizt werden, damit sie die Farbe besser aufnehmen. Wie man das macht, wird natürlich auch in India Flints Buch beschrieben; ich habe mich, weil ich es sehr übersichtlich fand, an die Angaben in dem Buch Natürlich Färben aus dem Haupt Verlag gehalten.

Bevor ich das Verfahren erkläre, ein paar Fotos:

braune und rote Zwiebelschalen auf Seide, Baumwolle und Leinen

diverse Blätter auf Baumwoll-Feinstrick

Detail, vergrößert


Das Verfahren in aller Kürze:
Stoffe beizen; auf die angefeuchteten Stoffe geeignete Blätter, Blüten und Zweige auflegen; aufrollen; die Bündel mit Gummibändern fixieren; in einem geeigneten Topf Wasser zum kochen bringen, einen Siebeinsatz hineinstellen, auf den die Stoffbündel gelegt werden. Eine Stunde dämpfen; auskühlen lassen. Den Stoff in einen Plastikbeutel stecken und mindestens einen, besser mehrere Tage ruhen lassen. Dann die Bündel entrollen, die Pflanzenpartikel entfernen und den Stoff trocknen lassen. Heiß bügeln, evtl. auch bereits mit Restfeuchte. Wieder einige Tage ruhen lassen. Stoff spülen bis das Wasser klar bleibt, evtl. dem letzten Spülbad einen Schuss Essig zugeben.

Zurück zu den Mustern; so habe ich die Zwiebelschalen auf den Stoffen ausgelegt:



und so haben die Stoffbündel vor dem Dämpfen ausgesehen:


hier liegen meine Muster auf dem Siebeinsatz im Kochtopf:



und so sahen meine drei Zwiebel-Bündel nach dem Dämpfen aus:


Versuch eines Fazits nach meinen ersten Versuchen:

Besonders gut haben die Zwiebelschalen funktioniert. Schön fand ich, dass braue und rote Schalen auch wirklich unterschiedliche Farben ergeben. Vielleicht hätte ich die Schalen weniger dicht auflegen sollen. Das ist auf jeden Fall einen zweiten Versuch wert.

Weiterhin haben die Blätter von Blutbuche, rotem Ahorn, Blutpflaume und Perückenstrauch gut gefärbt. Die Blätter in Muster Nr. 4 sind vom Perückenstrauch. Die Blütenblätter der Färberkamille (wie der Name ahnen lässt) färben ein kräftiges Gelb.
In India Flints Buch ist viel über die Färbekraft von Eukalyptus zu lesen. Das möchte ich natürlich gern ausprobieren und versuche jetzt an Eukalyptusblätter zu kommen.

Die verschiedenen Materialien nehmen die Farben unterschiedlich gut auf. Was ich zuvor in der Literatur gefunden hatte, hat sich bestätigt: Seide funktioniert am besten, Leinen (leider) am schlechtesten.

Die Farben durchdringen auch bei den dickeren Stoffen mehrere Stofflagen, so dass die Umrisse einzelner Blätter dann nicht mehr erkennbar sind. Beim nächsten Färbeversuch will ich die aufgelegten Pflanzenteile mit einer hitzebeständigen Folie (Bratschlauch) abdecken, bevor ich den Stoff aufrolle.

Die Knicke im Stoff sind teilweise dauerhaft. Das kann man auch als Effekt einsetzen - ein Crash entsteht. Bei meinem Muster Nr. 14 ist das passiert und es gefällt mir mit der Seide recht gut. Wenn ich das vermeiden will, muss ich versuchen, sehr sorgfältig und glatt aufzurollen, muss auf ein zweites Aufrollen verzichten (das gibt Beulen) und auch die Gummibänder zum Fixieren durch eine andere Methode ersetzen. Zur Not kann man die Bündel zusammennähen.
Die Stoffmuster auf den obigen Fotos sind zugegebenermaßen noch nicht optimal gebügelt.

Ich habe bereits eifrig Blätter gesammelt und gepresst - man braucht ja schließlich einen Vorrat - und zu dieser Jahreszeit und im kommenden Herbst findet sich eine Menge an farbkräftigen Pflanzenteilen.

Eine noch offene Frage ist die Farbechtheit. Dazu gibt es in der Literatur diverse Angaben. Licht- und Waschbeständigkeit sind zunächst von der verwendeten Pflanzenart abhängig. Dann sollte man berücksichtigen, dass starke Sonnenbestrahlung die Farben angreifen kann. Konventionelle Waschmittel sind zu vermeiden. India Flint sagt dazu in ihrem Buch, dass alle Farben ausbleichen, auch konventionell gefärbte. Sie steht auf dem Standpunkt, dass die teilweise nachlassene Farbintensität bei diesem Verfahren einfach dazu gehöre und den individuellen Charakter des Eco Prints noch betone. Außerdem könne man ja den Stoff jederzeit noch einmal färben.

Mein Ziel ist, aus schön gefärbten Stoffstücken ein Kleidungsstück zu nähen.

Fortsetzung folgt.









3 Kommentare:

  1. Wow, die Farben von der Zwiebelschale sind ja ganz toll. Das würde sicherlich auf einem schlichten schirt ganz toll aussehen, wenn man die Zwiebeln schön verteilt. Vielen Dank für den Buchtipp!

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  2. Sieht toll aus! Leider sind Braun-Töne nicht so meins, aber ich bin auf jeden Fall auf weitere Experimente gespannt.

    LG, Julia

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  3. Na, dann pass mal auf, dass Dich mein GoeGa nicht demnaechst "Liebling oder Gerlinde" nennt, weil er Dich wegen Deiner Blatt-Sammelbegeisterung mit mir verwechselt! ;-) :-D

    Bezueglich 'nicht Deine Farben': schau' mal unter den graublaettrigen Gartenpflanzen: Eine davon heisst bei uns Lambs-Ear (ca. 1m hoch; Blaetter ziemlich grau in Groessenordnungen von bis 'zu einem obersten Damen-Daumen-Gliedes'.
    Eine andere graue Pflanze (bei Euch vielleicht nur grau-gruen w/Beleuchtung) muesste der Smoke Busch sein. Sollte aus Australien kommen und hat eher 'Miniatur-Wuerstl-Ansaetze' als Blaetter. Salbei-Arten sind manche auch schoen grau.
    Fuer (D)ein geschaetztes Blau muessten doch eigentlich Blumenbluetenblaetter auch geeignet sein, oder?
    Auf alles Faelle: Farb(bei)spiele der Natur in den sog. kuehleren Farben sollten kein Problem sein; nur die Saison ist vermutlich schon ab bei Euch. Trotzdem viel Glueck uuuund Spass plus

    liebe Gruesse,
    Gerlinde

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