Sonntag, 20. August 2017

Urlaubsfunde: Kunstwebereien in Südtirol

Während unseres Urlaubs in Südtirol sind mir einige Kunstwebereien aufgefallen. Zunächst habe ich mich über den Begriff gewundert. Warum Kunstweberei? Wenn man die Stoffe dieser Webereien betrachtet, findet man schnell den Grund. Es werden tatsächlich kunstvolle Stoffe gefertigt, in verschiedenen Farben und Webarten, mit Mustern, größtenteils traditionelle aus der Region, und Jacquards. Es handelt sich dabei vornehmlich um Deko- und Gardinenstoffe sowie Tischwäsche.



Ich habe die Kunstweberei Franz in Bruneck besucht, die, wie die meisten anderen Webereien der Region, seit mehreren Generationen in Familienbesitz ist. Es werden fast ausschließlich Naturfasern verwebt - Baumwolle, Leinen und Wolle. Hier ist in einem kurzen Video eine Jacquardmaschine der Firma Franz beim Weben zu sehen. Das Stoffangebot im Hauptgeschäft ist überwältigend und man könnte lange die wunderbaren Stoffe anschauen und befühlen. Eine kleine Beute habe ich mit gebracht. Es gab Tüten mit Stoffresten (meine sind aus feinem Leinen) für €10:


Inzwischen sind die Stoffe gewaschen und gebügelt und warten auf eine Verarbeitung. Da die Abschnitte nicht sehr groß sind, wird es wohl auf etwas in Richtung Patchwork hinauslaufen.

Ein Geschirrtuch aus reinem Leinen habe ich ebenfalls mitgenommen.


Ein hochwertiges Material, ein schönes Muster in gut gewählten Farben. Der Stoff hat einen leichten Glanz, der leider auf den Fotos nicht recht rüberkommt. Wenn es diesen Stoff als Meterware geben würde, hätte ich sicherlich etwas davon gekauft.



Wie schräg ist man, wenn man sich an einem Geschirrtuch so erfreuen kann?

Ich hatte auch das Glück eine Weberei für Bekleidungsstoffe aufzuspüren: Moessmer. Am Stammhaus in Bruneck gibt es einen Verkauf für Kunden, auch in Bozen und Cortina d'Ampezzo, aber einen Internet-Shop gibt es nicht. Es wird wohl hauptsächlich an Weiterverkäufer geliefert.
Auch hier sind die Stoffe ausschließlich aus Naturfasern. Die Regale sind gefüllt mit feinsten italienischen Wollstoffen. Einen Stoffcoupon habe ich mir mitgebracht:


Ein Wollstoff im Stile von Chanel - farblich vielfach einsetzbar; im naturfarbenen Grund kommen nahezu alle Farben vor.


Die Menge sollte gerade so für ein kürzeres Chaneljäckchen ausreichen.

Aber das Schönste ist: Ich werde im Herbst noch einmal in diese Gegend reisen (weil es uns dort einfach so gut gefallen hat) und dann werde ich die Gelegenheit nutzen, um bei Moessmer nach einem Stoff für einen Wintermantel Ausschau zu halten.

Der erste Teil meiner Urlaubsfunde befindet sich hier.

Donnerstag, 3. August 2017

Urlaubsfunde

Der Urlaub, für den ich im letzten Post den Koffer gepackt habe, ging in die Dolomiten.

Auf einer Wanderung um den Peitlerkofel in den Dolomiten machte ich diese Entdeckung am Wegesrand:


Ein Muster aus roten Seilen auf der Wiese?



Aus der Nähe betrachtet erscheinen sie wie in die Erde gestickt. Und tatsächlich: "Stitched Earth". Eine Tafel in der Nähe informiert, um was es sich dabei handelt. Dies ist ein Teil einer Ausstellung an verschiedenen Orten in zwei Gemeinden der Dolomiten, für die neun Künstler ihre Werke mit und in der Natur realisiert haben. Die Homepage des Projekts erklärt die Idee und die Thematik.
Hier hat Ilyn Wong natürlich gefärbte Wollfäden in den Boden gestickt und hat sich für ihre geometrischen Motive von den traditionellen Mustern der Textilen der Alpen inspirieren lassen. Sie verbindet so Kunsthandwerk mit zeitgenössischer Kunst; die Wollfäden treten in einen Dialog mit den Grashalmen und ihre rote Farbe fügt sich in das Farbspiel der blühenden Wiesen ein.* Für mich ein sehr gelungenes Kunstwerk, das mich sofort angesprochen hat. Mich hätte auch interessiert, wie das Werk rein technisch realisiert worden ist, aber darüber verrät auch das kleine Video, in dem die Künstlerin ihr Werk erläutert nichts.

Eine weitere Kunst-Begegnung, die sich mit meinen Hobby-Interessen verbindet, hatte ich in Klausen bei Bozen. In einer kleinen Kirche wurden Siebdrucke der Berliner Künstlerin Jördis Hirsch ausgestellt.



Sie war eine Beitragende des Projekts "kunst boden nah" im Stadtraum Klausen, wo Künstler leerstehende Räumlichkeiten für ihre Projekte zur Verfügung gestellt bekommen haben. Jördis Hirsch hat sich ihren Ausstellungsraum, die Kirche, mit einer Malerin und einem Tonkünstler geteilt.



Die Künstlerin hat für ihre vor Ort gearbeiteten Siebdrucke Pflanzen und Erden aus der Umgebung gesammelt, Gemüse auf dem lokalen Bauernmarkt gekauft und Schlamm vom Ufer eines Baches geholt und alles zu druckfähigen Pasten verarbeitet. Zu ihren Motiven hat sie sich durch ihre Eindrücke in Klausen und Umgebung inspirieren lassen. Hier finden sich noch weitergehende Informationen und Fotos.

Mehr textile Urlaubsfunde demnächst!

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* sinngemäß zitiert von der Homepage des Kunstprojekts.